8. Lexika zum Stichwort "Balalaika"
Encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, bearbeitet von mehreren Gelehrten,
herausgegeben von Heinrich August Pierer,
herzogl. sächsischem Hauptmann
Altenburg, Literatur-Comptoir. 1828
34 Bände
9. Band (Haema bis Husquarn)
Hummel
1) Art Sackpfeife 2) so v.w. Palalaika ( 3)polnische H. ), ein polnisches zitherähnliches Instrument
Bd. 16, 1831:
Polnische Hummel, so v.w. balalayka
Bd. 13, 1861, 4.Auflage:
Polnische Hummel
so v.w. balalaika
Man beachte den Wechsel in der Schreibweise:
1828: Palalaika
1831: Balalayka
1861: Balalaika
s.v.w. = so viel wie
Dr. Gustav Schilling (Redakteur)
Encyclopädie der gesammten musikalischen Wissenschaften
oder Universal-Lexikon der Tonkunst
Stuttgart 1835
Band 1 (a. bis Bq)
B a l a l a i ka ist der Name eines russischen Instruments, in Leierform, mit 2 Saiten bezogen, von sanftem und angenehmen Tone.
Wie in den Gebirgsgegenden Deutschlands die Zither, so ist dasselbe in Rußland allgemein in den Händen der niedrigen Volksklasse. Die Bauern auf den Dörfern, Männer und Weiber, begleiten damit ihren einförmigen Gesang.
Auch die Zigeunerinnen bedienen sich desselben zur Begleitung und Taktleitung ihrer wilden Tänze und wollüstigen mimischen Darstellungen, womit sie auf Jahrmärkten und an Festtagen das gemeine Volk in Flecken und Städten zu belustigen pflegen.
So trifft man in Rußland und Polen auch herumziehende Balalaika-Spieler, die sich, so wie unsere Drehorgelmusikanten, damit ihr Brod verdienen, und nicht selten des Auffallenden ihrer damit verbunden brutalen Gesänge und leidenschaftlichen Tanzdarstellungen wegen ein reiches Einkommen haben. (br.)
Anmerkung von mir betr. Leierform:
Mit der "Leierform" der Balalaika ist gemeint ihre Ähnlichkeit mit der Rebec, dem russischen Gudok, einer Geige mit birnenförmigen Korpus.
Die Balalaika, die ja eine Tanbur ist, glich einer birnenförmigen Leier.
Tanbur und Leier hatten also die gleiche Korpusform. Der Unterschied bestand in der Länge des Halses.
Balalaika = Langhals-Tanbur
Rebec = Kurzhals-Tanbur.
Die Bezeichnung Leier (Lira) (Lyra) wird auf folgende Rebecs angewandt:
Kretische Lira,
Novgorod lyra
byzantinische lyra
Pontus lyra (= Kemenche). (Pontus= Schwarzes Meer)
In der Hornbostel-Sachs-Systematik ist das Instrument "Leier" wie folgt definiert:
Leier = Jochlaute (Doppelhalslaute).
Balalaika (1840)
Balalaika, ein mit drei Saiten bezogenes, zitherartiges, höchst einfaches Instrument, womit in Russland die niedere Volksklasse ihren einförmigen Gesang begleitet. Die Saiten werden mittels eines Stückchens Holz oder einer Feder zum Erklingen gebracht. [Gathy Encyklopädie Musik-Wissenschaft 1840, Anhang III]
https://musikwissenschaften.de/lexikon/b/balalaika/balalaika-1840/
Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона
Энциклопедический словарь Ф.А. Брокгауза и И.А. Ефрона. — С.-Пб.: Брокгауз-Ефрон. 1890—1907.
Zitat aus wikipedia "Brockhaus-Efron":
"Die Enzyklopädie war gewissermaßen als Staats-Enzyklopädie des Russischen Kaiserreiches und russisches Pendant zur Brockhaus-Enzyklopädie und zur Encyclopaedia Britannica konzipiert."
Fleischer, Oskar
Führer durch die Sammlung alter Musik-Instrumente
Berlin 1892
Nachdruck durch Trapeza Consulting GmbH Paderborn, 1. Aufl. 2012
765 (155) Balalaika, r u s s i s c h e L a u t e von pyramidenförmigem Schallkasten mit 3 Darmsaiten, welche en russischen Bauern bei Gesang und Tanz als Begleitinstrument dient. 6 lose Bünde, von Hanffaden gebildet.
Das Wirbelbrett, in dem die 3 Wirbel senkrecht stehen, ist blattförmig geschnitten. Auf der Decke eine Gruppe von 5 kleinen Löcherchen.
Offenbar ist das Instrument mit der folgenden Art des Trumscheits verwandt.
(154). Balalaika von 4 Saiten und eleganterem Bau. Die Schallöcher auf der Decke fehlen, dafür ist in die eine Hinterseite ein dreieckiges Loch geschnitten. Der Boden besteht aus 2 dreieckigen Spähnen. Auf der Decke ein Bild aufgeklebt: russischer Bauerntanz zur Balalaika und Zieharmonika.
Balalaika (1865)
von Arrey von Dommer
Balalaika, eine in Russland bei den Bauern und dem niederen Volke sehr verbreitete Art Cither [Zither] oder Pandora mit zwei (zuweilen auch mit drei) Saiten. Mehrenteils besteht sie aus einem dreieckigen, etwa eine Spanne langen hohlen Körper von Holz, an dessen einer Seite ein noch einmal so langer Hals mit Griffbrett befindlich ist. Verbesserte Instrumente haben anstatt des dreieckigen Körpers eine Art Lautenkorpus; doch findet sich in den untersten Volksklassen das ganze Instrument auch sehr häufig aus nichts als einem krummen Stücke Holz, über welches zwei Saiten gespannt sind, hergestellt. Beim Spielen werden zwar beide Saiten mit den Fingern oder einer Federspule gerissen, die Melodietöne aber nur auf der einen Saite gegriffen, während die andere immer in demselben Tone fortschnurrt. Daher das Instrument in Deutschland, wo es hie und da auch vorkommt, Hummel genannt wird.
https://musikwissenschaften.de/lexikon/b/balalaika/balalaika-1865/
Brockhaus´Konversationslexikon
F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896
Balalaika, guitarren- oder zitherartiges russ. Nationalinstrument mit ursprünglich dreieckigem Schallkasten, daran ein ziemlich langer Hals und 2, 3 oder 4 Saiten, die mit den Fingern gerissen werden, im ganzen ½-1 m groß. Es dient als Begleitung bei Gesang und Tanz. Unter dem Titel «La Balalayka» gab Julvécourt russ. Gedichte (Par. 1836) in franz. Sprache, und Altmann russ. Volkslieder («Die Balalaika», Berl. 1803) in deutscher Übersetzung heraus.
Meyers Konversationslexikon 1885-1892
Autorenkollektiv, Verlag des Bibbliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892. Seite 279 (von Balafre bis Balancier)
Balalaika,
ein guitarreähnliches Instrument mit zwei Saiten, das in der Ukraine zur Begleitung der Volksgesänge in Gebrauch ist; auch in den Händen der Zigeuner trifft man es bisweilen. Die eine Saite ist die Melodiesaite, die andere wird unverändert als Baßton hinzugenommen.
Anmerkung von mir:
Die Korpusform ( ob oval, rund, dreieckig oder schaufelförmig ) wird nicht beschrieben. Auch nicht erwähnt wird, ob das Instrument einen Holz- oder
(wie in der Ukraine üblich) einen Kürbiskorpus hatte.
Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905-1909, Bd.2, S.293
Balalaika,
großrussisches gitarreartiges Instrument mit drei Saiten (gestimmt in e1, e1, a1)
mit fünf Bünden, zur Begleitung der Volksgesänge (s. Tafel »Musikinstrumente II«, Fig. 9). Man spielt auf der B. stets in Akkorden, indem der zweite Finger der geballten rechten Hand alle drei Saiten querüber anreißt. Neuerdings hat man ganze Balalaikaorchester zusammengestellt mit größern Arten für die tiefern Partien und Heranziehung der ebenfalls altrussischen Instrumente Domrá und Gußli (s. d.).
Meyers Großes Konversations-Lexikon 1905, Bd.16, Seite 108
Polnische Hummel,
soviel wie Balalaika (s.d.)
Curt Sachs, Real-Lexikon der Musikinstrumente 1913
Balalajka, балалайка, russ.National-Saiteninstrument vom Tanburtypus. Das Tannenholzkorpus hat fast stets die charakteristische dreieckige Form der kirgisischen Dombra, nur ausnahmsweise ovale Form; der Boden ist flachbauchig aus ebenen Spänen, die Decke schwachgewölbt mit einem oder mehreren Rosettenlöchern; der lange schmale in ein einfaches Wirbelbrett auslaufende Hals trägt vier Darmbünde in diatonischer Folge. Über ihn laufen drei Darm- (seltener Stahl-)Saiten zu einem Steg und von da zu einem Sattelknopf. Die gewöhnliche Stimmung ist (Notenbild: e,e,a ). Die Balalaika tritt um 1700 in die Geschichte ein. Sie scheint damals wechselnden Bezug gehabt zu haben; Laborde z.B. beschreibt sie als zweisaitig. Die dritte Seite soll Mitte 18. Jhs. ein blinder Pandurist aus der Ukraine aufgezogen haben. Von Hause aus ein Bauerninstrument, das nur zur Begleitung der Volksgesänge und Tänze dient, ist sie neuerdings durch die Bemühungen Vass.Vass. Andrejeff´s zu einer Familie ausgestaltet und in ihren verschiedenen Größen zu Orchestern zusammengeschlossen worden. Die reizvollen Klangwirkungen dieser Balalajkakapellen - der Ton ist schärfer als der der Guitarre - haben dem Instrument auch in westeuropäischen Dilettantenkreisen Eingang verschafft. Man baut es heute in sechs Größen: (Hier folgen 6 Notenbilder:)
Pikkolo h´ , e´´, a´´. Prim e´, e´, a´. Sekund a, a, d´.
Alt e , e, a. Bass E, A, d. Kontrabass E_, A_, D_.
Ruth-Sommer, Hermann. Alte Musikinstrumente. Ein Leitfaden für Sammler.
Berlin 1920. Seite 33
Schließlich sei noch die Balaleika, die das lerte Glied in der Entwicklung der russischen Lauteninstrumente darstellt; die seltene Form ist jene mit oval-bauchigem Schallkörper, die moderne hat die dreieckige Bauart, die man bei uns nur noch an dem Trumbscheit beobachten kann.
Reclams Musikinstrumentenführer (1992) von Ermanno Briner
Seite 272:
Das russische Volksinstrument Balalaika wird als dreieckige Sonderform der Mandoline aufgefaßt; auch ihre Saiten werden mit dem Plektrum angerissen. Ihres flachen Bodens wegen darf man sie hingegen kaum zu den Lauten-
instrumenten zählen, auch wenn in Italien die Laute oft fast dreieckig gebaut wird, aber unter Beibehaltung der bauchigen Unterseite. Der Boden der Balalaika ist flach, dafür die Decke (mit einer oder mehreren Rosetten) leicht gewölbt. Die drei Darmsaiten gehen über einen Steg zum Sattelknopf am unteren Rande (was wieder an die Mandoline erinnert). Das ursprünglich in der Stimmung e1,e1,a1 seit ca. 1770 vorhandene Bauerninstrument ist in jüngerer Zeit durch Wassilij Andrejew zu einer ganzen Familie erweitert worden, deren 6 Größen in Balalaika-Orchestern zusammentreffen. Es sind dies Pikkolo (h1 e2 a1), Prim (e1 e1 a1), Sekund (a a d1), Alt (e e a), Baß (E A d), Kontrabaß (1E 1A D).
Real- und Sachwörterbuch zum Altrussischen
Karla Günther-Hielscher, Victor Glötzner, Helmut Wilhelm Schaller
Hieronymus Verlag Neuried 1985
Balalajka: siehe Domra
Domra: (dombra; turko-tatar. Lehnwort, Vasmer REW I, 362) Saiteninstrument.
Eines der beliebtesten Musikinstrumente der Skomorochen (siehe skomoroch) im 15.-17.Jhd., Vorläufer der Balalajka
The American Heritage® Dictionary of the English Language, Fourth Edition copyright ©2000 by Houghton Mifflin Company. Updated in 2009. Published by Houghton Mifflin Company. All rights reserved.