4.4 Balalaika und Trumscheit
Saiteninstrumente in Horntrichterform
Tromba marina (Trumscheit)
Länge: 2,20 Meter
Mensur: 180cm
Anzahl der Saiten: 1
Gestrichen wird die Saite mit
einem geharzten Holzstab (historische Spielweise)
oder mit einem Cello-Bogen.
Aus physikalisch-akustische Sicht sind Balalaika und Tromba marina miteinander verwandt:
Beide sind Klangtrichter.
Auch der Resonanzraum einer Harfe ist ein Klangtrichter.
Da die Tromba marina ein sehr schmaler und langer
Klangtrichter ist, ist sie als KLANGHORN einzustufen.
Die Horn-Optik der Tromba marina ist gewollt.
Denn ihr Klang soll den Klang des Blas-Instruments Tromba (Trompete) imitieren.
Wortbedeutung "Trumscheit"
Das Wort "Trumscheit" setzt sich zusammen aus
"Trum(p)" = Trompete und
"Scheit" = Holzstück, Holzscheit.
Manche Tromben marina weisen als Besonderheit auf:
1) Schnarr-Steg
2) Hohler Hals (=Zusatzresonator)
Der hämmernde Schnarrsteg soll den schmetternden Klang
einer geblasenen Trompete imitieren.
Eine Tromba marina.
Neuzeitlicher Nachbau
eines
Barock-Instruments
Länge: 2,20 Meter
Breite unten: 25 cm
Trumscheit und Subkontrabaß-Balalaika beeindrucken wegen
ihrer Länge.
Ihre Gemeinsamkeit:
Beides sind Klangtrichter.
Auch in der Spielhaltung ergeben beide ein ähnliches Bild.
Die Subkontrabass-Balalaika jedoch steht steht auf einem Stachel.
Die Tromba marina ruht mit dem unteren Ende ("Trompetenöffnung") auf dem Boden, ähnlich wie ein Alphorn.
Weitere Unterschiede:
Das Trumscheit hat nur 1 Saite, die Balalaika drei. Die Schallöffnung ist bei der Balalaika in der Decke, beim Trumscheit im unteren Teil des Korpus als Bodenöffnung.
Die älteste Darstellung des Trumscheit. Sie stammt von Sebastian Virdung (1465-1511).
Virdung war kath. Pfarrer, Sänger und Komponist. Sein Werk "Musica getutscht und außgezogen" ist das älteste gedruckte Handbuch der Musikinstrumente ( siehe: wikipedia "Musica getutscht und außgezogen")
(getutscht = geschrieben in deutsch) (außgezogen = Auszug, Kurzfassung)
Virdung verwendet für das beschriebene Instrument den Begriff "Trumscheit".
Obwohl "trum" Trompete heißt, wird der Ton des Trumscheits nicht - wie bei der Trompete - durch Blasen in den "Hals" (in das obere Ende) erzeugt, sondern durch eine schwingende Saite.
(Das Trumscheit ist oben geschlossen.)
Die Saite ist sehr lang und verläuft über der Oberfläche des Instruments - vom oberen Wirbelbrett der Holztrompete bis zu ihrem unteren Trichterrand oder einer Saitenaufhängung nahe des Trichterrandes. Die Saite wird über einen beweglichen Schnarrsteg geführt. Wenn der Streichbogen die Saite zum Schwingen bringt, entsteht ein tiefer schnarrender Ton ähnlich dem Klang eines Nebelhornes auf einem Schiff. Das Truschscheit wurde als Signal- und Rhythmusinstrument benutzt, das nur 1 Ton erzeugte: es wurde die leere ungegriffene Seite gespielt. Erst später wurde(n) die Saite(n) durch Anfügen eines Halses an den Korpus greifbar gemacht.
Tromba marina - Schiffstrompete ?
Diese Klangähnlichkeit soll auch den anderen Namen dieses Instrumentes hervorgebracht haben: "Tromba marina", d.h. Meeres-Trompete, Marine-Trompete, Schifffahrts-Trompete.
Das Trumscheit - ein Instrument der Matrosen? Die Behauptung wird aufgestellt, aber ist von der Realität sehr weit entfernt.
Es ist nicht überliefert, daß zum gewöhnlichen Alltag der Matrosen das Spielen von Maxi-Streichinstrumenten auf dem Schiff gehört.
Eine Illustration des Münchener Malers Kaspar Amort d. Ä. von 1662 zeigt Menschen, die auf dem Deck eines Schiffes stehen und lange Trumscheite mittels langer Bögen spielen. Hier handelt es sich aber nicht um ein Bild aus dem Alltag von Seeleuten, sondern um ein Festspektakel.
Balalaika und Trumscheit (tromba marina)
Häufiger als man vermuten will, werden in der Fachliteratur die Balalaika und das Trumscheit miteinander in Verbindung gebracht.
Das Trumscheit ist seit dem 15. Jhd. bekannt.
Das, was Balalaika und Trumscheit äußerlich gemeinsam haben, ist ihre dreieckige Form. Allerdings sind die Proportionen des Dreiecks und die Größe beider Instrumente sehr verschieden.
Das Trumscheit ist sehr groß (bis zu 2 Meter), die Balalaika eher ein kleines Instrument (67 cm).
Eine Subkontrabass-Balalaika jedoch erreicht fast die gleiche Länge wie das Trumscheit.
Ein Trumscheit ist also eine Holztrompete. Holztrompeten kennen wir vom Orgelbau. Dort gibt es Metallpfeifen ("Metalltrompeten") und Holzpfeifen ("Holztrompeten"). Diese werden durch einen Luftstrom angeblasen.
Holztrompete mit 1 Saite ("Trompetengeige")
Ein Trumscheit ist aber kein Blasinstrument, sondern ein Saiteninstrument
mit der Form eines Blasinstrumentes. Meist hat das Trumscheit nur 1 Saite,
es gibt aber auch Ausführungen mit mehreren Saiten.
Das Instrument sollte den Klang einer Trompete hervorbringen, also mußte es auch das Aussehen einer Trompete bekommen.
Die Saite des Trumscheits wird nicht gezupft, sondern - wie eine Geige - mit dem Bogen gestrichen. Deshalb wird das Trumscheit auch Trompetengeige genannt.
Bordun-Instrument
In der Regel wird die Saite nicht gegriffen, sondern sie erklingt immer im gleichen Ton. Das Trumscheit ist also ein Borduninstrument. Die gestrichene Saite gibt den Rhythmus an.
Trumscheit ohne Hals
Ältere Formen des Trumscheit besaßen einen kompakten Korpus in Form einer langen spitzen Pyramide.
Ein solches Trumscheit war nichts anderes als ein Monochord, ein 1-saitiges "Psalterium". Gemeint ist die Bauform des Psalteriums (Kastenzither mit darüber gespannter Saite). Ein Psalterium ist von der Wortbedeutung her ein Zupfinstrument (griech. "psallein" = zupfen). Das Trumscheit dagegen wurde mit dem Bogen gestrichen.
Das Trumscheit war aller Wahrscheinlichkeit nach ein Bordun-Instrument, d.h. die Saite "brummte" immer auf dem gleichen Ton, die Saite wurde nicht gegriffen.
Das Trumscheit wurde als Rhythmus-Instrument eingesetzt, ähnlich wie in der indischen Musik die Tanpura, eine Bordun-Sitar.
Der Klang der ungegriffenen Saite wurde oft verstärkt durch das Anbringen von sympathetischen Saiten sowohl a u f dem Korpus als auch i n n e r h a l b des Korpus.
Trumscheit mit Hals
Bei späteren Ausführungen wurde oben an der Spitze des trapezförmigen paramidalen Korpus ein schmaler langer Instrumentenhals angesetzt, wohl um
die Saite zu verlängern und dadurch einen tieferen Ton zu erreichen:
das Zeitalter des Barock liebte die tiefen Töne, im Gegensatz zur Musik der Renaissance, die eine hohe Stimmung bevorzugte.
Das Anfügen des Halses war sozusagen eine "Theorbisierung" des Trumscheits. Im Barock wurden sehr häufig Lauten durch eine Halsverlängerung (oft in seitlich abknickende Form) zu einer tief klingenden Laute, einer Theorbe, umgestaltet.
Das Ansetzen eines Halses an das Scheitholt hatte auch noch einen anderen Zweck: der schmale Hals ermöglichte das Greifen der Saite. Es konnte also "Melodie" gespielt werden.
Der angesetzte Hals veränderte das Trumscheit von der Zither zur Laute.
Ein solches Trumscheit mit Hals erinnert sehr entfernt an eine Balalaika.
Beides sind Klangtrichter, der eine schmal, der andere breit. Unterschied:
Die Balalaika - ein Zupfinstrument
Das Trumscheit - ein Streichinstrument
Die Herkunft des Trumscheit - Osteuropa ?
Eine interessante (wenn auch nicht belegte) These der Verwandschaft von Trumscheit und Balalaika vertritt der Begründer der wissenschaftlichen Musikinstrumentenkunde, Curt Sachs.
Curt Sachs schreibt im Jahre 1913:
"Gerade für die osteuropäische Herkunft ( des Trumscheit )
würde aber auch der dreieckige Körperumriß sprechen;
seine Analoga sind nur dort, von den kirgisisch-tatarischen Tanburinstrumenten bis zur russischen Balalajka, zu finden."
(Handbuch der Musikinstrumentenkunde, Seite 161).
Das nebenstehende Bild zeigt ein Instrument, das in seiner schmalen Dreiecksform ein Nachbau einer historischen holzgeschnitzten Balalaika sein könnte. Konzessionen an die Moderne sind bei diesem Nachbau die fest eingelassenen Bünde und die Wirbelmechanik.
An der historischen Vorlage orientiert ist die Form und Bauart des Korpus. Das gesamte Instrument ist aus e i n e m Stück Holz geschnitzt, der ausgehöhlte dreieckige Korpus ist mit einem aufgeleimten dünnen Holzbrett verschlossen.
In dieser Art und Form waren asiatische Saiteninstrumente gestaltet. So ungefähr muß auch die alte asiatische Dombra/Balalaika ausgesehen haben, die in dem russischen Lied
""Bо поле берёэынька стояла"
(Wo polje berjosynjka stojala") erwähnt wird.
Siehe dazu: Balalaika und Birke
Höchstwahrscheinlich meint Sachs eine solche Balalaika bzw. Dombra, wenn er von "kirgisisch-tatarischen Tanburinstrumenten" spricht, mit denen er das Trumscheit in Zusammenhang bringt.
Ich selber würde das Trumscheit eher als Weiterentwicklung des westeuropäischen Monochord
( von Pythagoras entwickelt ) und als Sonderform des Scheitholt ansehen.
Beide, Monochord und Scheitholt, wurden in Klöstern verwendet, das Trumscheit besonders in Nonnenklöstern, weshalb es auch den Namen "Nonnentrompete" erhielt.
Das Blasen einer richtigen Trompete wurde für Nonnen nicht nicht angemessen betrachtet.
Tromba marina: Meerestrompete
Ein Wirbelsturm (Tornado) über dem Meer in Trichterform
Es gibt eine noch eine andere Erklärung des Beinamens "marina", die wahrscheinlicher ist als die Herleitung aus dem Umstand, dass das Instrument auf einem Schiff gespielt wurde.
"Tromba marina" ist die Bezeichnung für einen Wirbelsturm, einen Tornado, eine "Wasserhose", einen strudelartigen "Twister", der sich über dem Meer bildet: eine seltene, aber bei den Seefahrern gefürchtete Naturerscheinung. Das Wasser des Meeres wird in Form einer langen schmalen trichterförmigen Röhre, bestehend aus Wasser, Gischt und Luft, durch einen Luftwirbel aus dem Meer gesogen. Der Luftwirbel heult. Er sieht also nicht nur so aus wie eine Trompete, er gebärdet sich auch wie ein Blasinstrument.
Die Röhre des Twisters verbreitert sich nach oben hin in Form eines Trompetentrichters. Es entsteht eine "Meerestrompete".
Die Form des Trumscheits gleicht dem Trichter dieses Wirbelsturms, das Trumscheit ist also eine "Meerestrompete" (Tromba marina) aus Holz.
Das Trumscheit: ein Monochord
Der Jesuit und Universalgelehrte Athanasius Kircher (1602 -1680) skizziert in seinem Werk Musurgia Universalis (Buch VI, Kapitel II, Bildtafel 8, zwischen den Saiten 486 und 487 ) aus dem Jahre 1650 ein zweisaitiges Trumscheit unter dem Namen Monochord.
Das Instrument hat eine lange halslose dreieckige Form. Die Korpustiefe wird durch 2 Späne hergestellt. Daraus ergibt sich ein Querschnitt, der ebenfalls dreieckig ist.
Das Instrument besitzt zwei Saiten, und für je eine Saite einen Schnarrsteg, der beim Streichen der Saite vibriert und dadurch den schmetternden Trompetenton erzeugt.
Da dieses Trumscheit keinen Hals besitzt, sondern der Korpus aus einem kompakten Kasten besteht, trägt es die Bezeichnung Monochord zu recht.
Ein Monochord ist eben nicht nur ein hohler Kasten in Quaderform mit nur einer Saite, sondern die Korpusform kann variieren und die Saitenzahl braucht auch nicht "mono" zu sein, sondern vielzahlig mehrchörig - wie bei den heutigen modernen Therapie-Monochorden, die 22 Saiten (gleichgestimmt) haben oder mehr.
Die beiden Saiten des Kirchner-Monochord scheinen gleichgestimmt zu sein:
eine lange Saite und eine zweite oktavierende Saite.
Bildnachweis:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AMonochord.jpg
By Athanasius Kircher [Public domain], via Wikimedia Commons from Wikimedia Commons
Das Trumscheit - ein Instrument der Engel
Instrument der Engel
2.2.7.8. Musizierende Engel gibt es viele. Die Instrumente der Engel sind : Geige, Harfe, Cister. Das nebenstehende Bild zeigt eine Engelsdarstellung aus dem Kreuzgang des Klosters Himmelkron: einen Trumscheit spielenden Engel.
Das ist kein Einzelfall. Es gibt noch viele andere Darstellungen, die das Trumscheit als Instrument der Engel zeigen.
Das Trumscheit des Engels aus dem Kloster Himmelkron sowie die Trumscheite von Virdung (1511) und Kirchner (1650) (und andere) haben eines gemeinsam:
Ihr Korpus besteht aus e i n e m Stück , d.h. : sie besitzen keinen an den Korpus angesetzten Hals.
Das Greifen der Saite ist bei dieser Ausführung des Instruments schwierig, zumal wenn die zu greifende Saite m i t t i g über dem Korpus verläuft. Das Himmelkron-Scheitholt zeigt, wie man sich hier beholfen hat: das Saitenfeld wurde asymmetrisch auf dem Korpus angeordnet, so daß die Greif-Saite nahe am Korpusrand liegt, wo sie gut erreichbar war und mit dem Daumen gegriffen werden konnte. Auch bei der Balalaika wird die oben liegende (e-)Saite mit dem Daumen gegriffen.
Die beste Greifbarkeit aber ermöglicht ein schmaler Instrumentenhals. So ist es erklärlich, daß auch beim Trumscheit ein Hals angesetzt wurde.
Es sind viele Trumscheitformen mit Hals bezeugt. Der schmale Hals dient bei diesen Instrumenten als Griffbrett, das das Greifen der Saiten(n) sehr erleichterte. Das Griffbrett war bundlos.
Durch den angesetzten Hals wurde das Trumscheit, das vorher ein Monochord war, umgewandelt in eine Laute. Wenn man will: in eine Balalaika mit langem schmalem spitz-dreieckigem Korpus.
Aber ein anderer Nebeneffekt war mehr beabsichtigt:
Der Hals als schmale, schlanke Korpusverlängerung verlieh dem Trumscheit das Aussehen einer Posaune oder Trompete mit langem spitz zulaufenden Blasrohr.
Es erinnert - wegen seiner Größe - an ein Alphorn, jedoch ohne Krümmung des Schalltrichters. Im Längsschnitt zeigt das Trumscheit die Form eines langen geraden gleichschenklig-symmetrischen spitzwinkligen Dreiecks.
Um im "Trompetenbild" zu bleiben: der Trichterrand der Trompete ist die kurze
Basis des Dreiecks, das "Blasrohr" bzw. das "Mundstück" der Trompete ist die
Spitze des Dreiecks. Beim Trumscheit ist die Spitze geschlossen ( es ist ja kein Blasinstrument ) und meist künstlerisch gestaltet durch eine dekorative Schnitzfigur.
Trumscheit-Sonderform
Modernes halsloses Trumscheit
Auf dem nebenstehenden Bild ist ein modernes Scheitholt zu sehen, in dem man die Form des alten halslosen Trumscheits erkennen kann.
Daß es sich nicht als ein solches darstellen will, beweisen die beiden Schallöffnungen, die sich auf der Decke befinden.
Ein echtes Trumscheit will sich als Trompete präsentieren und hat die Schallöffnung - wie bei einer echten Trompete - am unteren Korpusende.
Eine Besonderheit des Scheitholt ist das Griffbrett auf dem Korpus. Diese Anordnung erscheint unpraktisch, hängt aber mit der Spielhaltung des Instruments zusammen. Die Hand des Spielers greift nicht um das Instrument herum - das wäre wahrhaftig unbequem -, sondern berührt die Saiten von oben her wie die Tasten eines Klaviers. Das ist möglich, weil das Scheitholt waagerecht vor dem Spieler auf den Knien oder auf dem Tisch liegt. So kann auf das Griffbrett bequem von ober her zugegriffen werden.
Beim originalen Hals-Trumscheit laufen zwar auch die Saiten über dem Korpus, sie werden aber (in der Regel) nicht gegriffen, was auch sehr umständlich wäre, denn das Trumscheit, wenn es auf der Schulter des Spielers aufliegt, muß mit dem Arm gehalten werden: ein Greifen ist unmöglich.
Auch bei der anderen Spielhaltung, bei der das Trumscheit schräg auf dem Fußboden steht (wie ein Alphorn), wäre ein Greifen der Saite(n) sehr umständlich.
Hier hat man später eine Lösung gefunden, indem an das obere Ende des Trumscheit ein schmaler Hals mit Griffbrett angefügt wurde.
Das Trumscheit konnte so wie ein Cello oder Kontrabass gespielt werden.
Ebenfalls ein Horn-Trichter:
Die finnische Kantele
Wie das Trumscheit besitzt auch die Kantele eine sehr spitze schlanke Dreiecksform.
Ihr Korpus stellt einen sehr flachen Horntrichter dar.
Allerdings ist die Kantele viel kleiner als das Trumscheit.
Ein Trumscheit kann über 2 Meter lang sein, die Kantele dagegen ist in ihrer ursprünglichen 5 saitigen Ausführung 65 cm lang.
Vielleicht hat Curt Sachs auch dieses Instrument im Sinn gehabt, als er die Dreiecksform des Trumscheit mit Dreiecksformen osteuropäischer Saiteninstrumente in Verbindung brachte.
(siehe oben 2.7.1.)
Das Trumscheit wird mit einem Bogen gestrichen, die Kantele wird stets mit den Fingern gezupft.
die gezupfte finnische Kantele eine lange Tradition. Sie ist das älteste Instrument Finnlands. Ihre Geschichte geht 2000 Jahre zurück. (www.finnland-institut.de)
Ebenfalls eine moderne Neuentwicklung ist der Streichpsalter.
Ein pyramidaler Resonanzkörper -
der Schallkasten
der Harfe
Die Form des Resonanzkastens
Der Resonanzkörper des Trumscheits läuft nach oben hin spitz zu. Er hat eine pyramidale Form. Eine ebensolche Form weist ebenfalls der Schallkasten der Harfe auf.
Die Harfe kann unter diesem Aspekt als ein Trumscheit mit nach vorne abgeknicktem Hals aufgefaßt werden.
Die Saitenanordnung
Die Saitenanordnung bei Harfe und Trumscheit ist allerdings eine völlig verschiedene. Bei der Harfe sind die Saiten an der vorderen Resonanzdecke angebracht und streben von ihr weg. Beim Trumscheit läuft die Saite parallel zur Decxke.
Die Position der Schallöffnung
Bei der Harfe befindet sich die Schallöffnung in der hinteren Resonanzdecke des Instruments.
Das Trumscheit hat die Schallöffnung unten am Korpus - wie bei einer Trompete.
2.2.7.12. Balalaika und Holztrompete
Das Trumscheit
Das Trumscheit hat die Form einer Trompete, ist aber ein Saiteninstrument.
Das Streichinstrument Trumscheit will eine Trompete und den Trompeten-
klang imitieren .
Bei einem anderen Instrument, beim Saxophon, liegen die Verhältnisse genau umgekehrt: ein Blasinstrument imitiert ein Streichinstrument.
Das Saxophon
Das Blasinstrument (übrigens ein H o l z -Blasinstrument) will ein
Streichinstrument nachahmen, das C e l l o, nicht im Aussehen, sondern
im Klang. Zu diesem Zweck ist das Saxophon von seinem Erfinder Adolphe
Sax konstruiert und nach ihm benannt worden. Es sollte den Klang des Cello
imitieren.
Die Baglama- "Trompete"
Ein ( gar nicht so entferner ) Verwandter der Balalaika, die türkische Baglama-Saz, ein Langhals-Dombra-Instrument, besitzt (ganz entfernt) das
A u s s e h e n einer Trompete. Der lange dünne Hals mit dem Griffbrett stellt das lange gerade Blasrohr dar; der Schallkörper , der wie eine konische Verbreiterung des Halses wirkt, stellt den Trompeten-Schalltrichter dar.
Und nun das Wichtigste: die S c h a l l a b g a b e dieses Saiteninstrumentes geschieht wie bei einer Trompete durch ein vorderes Schallloch, nämlich durch eine runde Öffnung an der Unterseite des Korpus ( im Unterklotz-Bereich).
Eine solche "Trompeten"-Schalloch-Position ist bei der Balalaika nicht nach- gewiesen. Dort ist das Schalloch stets auf der I n s t r u m e n t e n d e c k e angebracht, in ganz wenigen Fällen an der Korpusseite.
Da die Baglama (über die Dombra) ein unmittelbarer Vorfahr der Balalaika ist
- die Baglama ist die türkische Ausführung der Dombra- , muß diese Verbindung der Vollständigkeit halber genannt und in Bildern gezeigt werden.
Die Baglama besitzt nur andeutungsweise und zufällig eine Trompetenform, beim Trumscheit ist die Trompetenform deutlich ausgeprägt und beabsichtigt.
Das Trumscheit - eine Kombination von
Gudok ( Geigeninstrument) und
Gudok ( Blasinstrument)
Das Wort Gudok kann im Russischen zweierlei Instrumente bezeichnen: das Streichinstrument Smyk und ein Blasinstrument, z.B.eine trichterförmige Signaltrompete, die einen gleichbleibenden Bordunton erzeugt.
Vgl. "Hummel" (= Gleiche Bezeichnung für Dudelsack und für Bordunzither)
Das Trumscheit spiegelt beide Instrumententypen wieder. Seine Form ist die einer Trompete mit geradem, langgezogenem Trichter, die Tonerzeugung aber, der Bordunton, wird durch Streichen mit dem Bogen auf der Saite erzeugt:
ein Gudok im doppelten Sinne.