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Всё о балалайке
KULTURGESCHICHTE - ONTOGENESE - AUFBAU - TECHNIK
7 Kapitel über die russische Balalaika
Informative Website
über das russische Musikinstrument BALALAIKA
und mit der Balalaika verwandte Instrumente.
Letzte Aktualisierung: am 14. 03. 2022
Die russische Balalaika
und ihre Verwandtschaft mit den alt-orientalischen,
alt-russischen, finno-ugrischen, kaukasischen und asiatischen
Saiteninstrumenten.
TANBUR, DOMBRA, DOMRA, BANDURA, GUSLI, PSALTERIUM,
и др.
Kürbisbalalaika - Holztrogbalalaika - Holzbaubalalaika
Persische Tanbur - Kaukasus-Balalaika - Dombra Domra - Baglama - Gudok - Jouhikko - Kantele Psalterium - Gusli - Bandura - Kalebasseninstrumente
BILDER EINER AUSSTELLUNG
Bilderrahmen bestimmen das Design dieser Website. Die eingefügten Texte und Bilder haben die russische Balalaika zum Inhalt.
Das nebenstehende "Exponat" zeigt eine Balalaika aus der Werkstatt von Iwan A. Sjusin, St. Peterburg, um 1900.
Bemerkenswert sind 2 besondere Merkmale, die zu dieser Zeit viele Balalaiken aufwiesen:
1. Schallöffnung ist gestaltet als Fenster
einer russischen Bauernhütte (Isba´)
2. Geigen-Steckwirbel.
Heutige Balalaiken haben ein rundes Schallloch und eine 90°- Wirbelmechanik, mit einer senkrecht stehenden Spul-Achse und seitenständigen Stell-Wirbeln.
DIE BALALAIKA - EIN DREIECKIGES KLANGWUNDER
Balalaika-Form und Balalaika-Klang
Während viele Zupf- und Streichinstrumente (z.B. Violinen, Gitarren und Flach-Mandolinen) gerundete und ausgeklügelte kurvenreiche Formen besitzen, präsentiert sich die russische Balalaika in einer puristischen
DREIECKS-FORM ( TRIGONIUM ). Dieses Dreieck gilt als das typische optische Merkmal der Balalaika.
Der BALALAIKA-KLANG , der ebenso ungewöhnlich ist wie die Form des Instruments, wird aber nicht allein durch die Deckenform bewirkt. Es sind insgesamt 4 Komponenten, die hierfür maßgeblich sind:
1. Die Dreiecks-Form der Instrumenten-Decke (ein Merkmal der Gusli)
2. Das k l e i n e Schall-Loch ( 1,8 bis 2 cm Durchmesser )
3. Der flache Korpus. (Ein Merkmal von Geige u.a. Kasten-Instrumenten)
4. Schräg gestellte Zargen und gewölbter Korpus-Boden ("Schiffs-Kiel")
Die Balalaika wird seit 1914 in die Rubrik "LAUTEN-INSTRUMENT" eingeordnet.
Es gibt Kasten-Lauten und Schalen-Lauten.
Die Balalaika hat eine kastige Form. Aber wegen der schräg gestellten Zargen,
des stark angewinkelten Heckbretts (russ. "Sadinka" )(engl. "transom"), und
des gewölbten Bodens wird die Balalaika zur Gruppe der Schalen - Lauten
gerechnet. Sie ist also ein Tanbur-Instrument.
Musikinstrumente mit Dreiecks-Korpus
Harfe und Psalterium
Der Dreiecks-Korpus hat eine lange instrumentengeschichtliche Tradition.
Er verweist auf zwei uralte historische Dreiecks-Musikinstrumente :
1. D r e i e c k s - H a r f e ( Winkelharfe, Rahmenharfe ) und
2. D r e i e c k s - P s a l t e r i u m ( Zither, finn. Kantele, russ. Gusli )
Diese zwei Dreiecks-Instrumente werden seit jeher gerühmt wegen ihres
"dulce melos" (dulce = süß, lieblich, betörend (russ.: сладко), melos = Klang.
Kaк непередаваемо сладко
звучит русская балалайка !
Mit ihrem dulce melos verzauberten die uralten "Musik-Dreiecke" HARFE und PSALTERIUM seit jeher die Ohren ihrer Zuhörer. Die PSALTERIEN Zither, Gusli, Kantele und ukrainische Bandura verzaubern bis heute.
Das Lauten-Instrument BALALAIKA mit seiner DREIECKSFORM tut desgleichen !
Der Klang der Balalaika wird vielfach verglichen mit dem Klang einer
GLOCKE und mit dem Gesang einer NACHTIGALL.
Sogar professionelle Violinspieler sind von der Schönheit des Klanges der Balalaika und von ihrem "dulce melos" fasziniert. Der oft zitierte Ausspruch des Dichters und Philosophen Fjodor M. Dostojewski gilt auch für den Klang der Balalaika:
красота спасёт мир
"Die Schönheit rettet die Welt"
Von der persischen Tanbur
zur russischen Balalaika
Das Zupf-Instrument "Balalaika" hat in den letzten Jahrhunderten viele Wandlungen erfahren. Früher hatte sie ein anderes Aussehen als heute.
In den schriftlichen Quellen des 17. und 18. Jhd. wird sie beschrieben als ein ca.
1 Meter langes Instrument mit einem sehr langem Hals und einem sehr kleinen ovalen (!) Korpus.
In Übereinstimmung mit diesen Berichten stehen auch bildhafte Darstellungen der Kunst, z.B. des französischen Malers Jean Baptiste Leprince ( 1734 - 1781 ), der lange in Russland gelebt und in St. Peterburg gearbeitet hat.
Sein Bild "Der Balalaikaspieler" ( und ebenso auch andere seiner Bilder )
zeigen ein genau solches Instrument.
Das Wort "Balalaika" ist ein volkskundlicher Trivialname, wohl entlehnt aus dem Tatarischen. Das Wort selber gibt keinen Hinweis auf die Herkunft des Instruments und definiert auch keine musikwissenschaftliche Beschreibung des Instruments.
Die Balalaika entspricht dem Typ der traditionellen persischen TANBUR.
Welche Verbindungen gab es zwischen Russland und Persien?
DER "GEBURTSORT" DER BALALAIKA:
DAS DREIECK
ZWISCHEN OSTSEE UND SEIDENSTRASSE
Ostsee
/ \
Schwarzes Meer - Kaspisches Meer
Schon vor der Gründung des Altrussischen Staates 882 war das ostslavische Siedlungsgebiet über Handelswege, die von der Ostsee ( Baltisches Meer )
nach Süden, zum Schwarzen Meer, Asowschen Meer und Kaspischen Meer führten, mit der Seidenstraße verbunden.
Die älteste Handelsniederlassung im Norden des ostslavischen Raumes war
Staraja Ladoga, gegründet ca. 750 von skandinavischen Warägern.
Die Hauptwege dieser Nord-Süd-Handelsroute waren Flüsse.
Die Transportmittel waren Schiffe. Boote wurden oft von einem Fluss zum
anderen übers Land auf Rollen gezogen.
In das Schwarze Meer münden: Dnjepr und Dnjestr
In das Asowsche Meer mündet der Don.
In das Kaspische Meer münden: Wolga, Ural, Kura, Terek
Das Kaspische Meer war die nördliche Grenze Persiens.
Südlich des Kaspischen Meeres traf dieser N/S-Handelsweg auf die ost-westlich verlaufende Seidenstrasse, deren Haupt- und Nebenrouten China, Indien,
Persien, Arabien, Byzanz, Ägypten u. a. Gebiete miteinander verbanden.
Entlang dieser Seidenstrasse erstreckte sich seit 331 v. Chr. das griechisch-persische Weltreich Alexanders des Großen (von Ägypten bis Indien).
Eine für das ostslavische Gebiet bedeutende Nebenroute der Seidenstrasse
war die "Kaukasische Seidenstrasse".
Über die Verbindungswege von China bis Ägypten und von Persien bis zur Ostsaee geschah ein Waren- und Kulturaustausch größten Ausmaßes.
Handelsgüter waren vorrangig z.B. Felle, Bernstein, Seide und Gewürze, weniger wohl Musikinstrumente. Erfolgreiche Handelsabschlüsse wurden immer auch gefeiert und führten zur Begegenung unterschiedlicher Kulturen.
Auf solchen gesellschaftlichen Begegnungen wurde gesungen und getanzt, meist immer unter Begleitung von Musikinstrumenten.
Dies führte dazu, dass Musikinstrumente des Ostseeraumes und der persischen Seidenstrasse sich im ostslavischen Gebiet verbreiteten.
Im Ostseeraum ( Finnland, Lettland, Litauen, Estland ) war eine Kastenzither
mit flachem schmalem dreieckigen Korpus weit verbreitet:
Psalterium, Gusli, finnische Kantele, Kannel, Kokle. Ein Instrument dieses Typs wurde im 12. Jhd. das Nationalinstrument Russlands: die Gusli.
Vom persischen Raum her gelangte ein Saiteninstrument anderen Typs in das ostslavische Gebiet: die Tanbur.
Die Tanbur war ein Zupfinstrument mit langem Hals. Sie besaß 2 oder 3 Saiten.
Ihr rundbauchiger Korpus war sehr klein. Er besaß eine halbkuglige oder ovale Form.
Auf ihrer Wanderung nach Norden über das Kaspische Meer und den Kaukasus
bekam der Korpus der Tanbur im Lauf der Jahrhunderte verschiedene Ausprägungen. Es gab folgende Formvarianten:
Halbkugel, "halbrunde Schöpfkelle", ovaler Löffel, dreieckige Schaufel, "schaufelförmiger Brotschieber", " abgeschnittenes Ei", Bootspaddel, ...
und Mischformen.
Eine große Formenvielfalt der Tanbur gibt es bis heute im Kaukasus.
("Berg-Balalaiken").
Im ostslavischen Raum nördlich des Kaukasus, das später zum russischen Stattsgebiet werden sollte, hat sich seit dem 18. Jhd. die schmal-dreieckige Bootspaddel-Form durchgesetzt. Die halbkuglige persische Tanbur ging hier
wohl eine Synthese ein mit der schmal-dreieckigen Gusli der Ostsee.
Somit vereint die russische Balalaika die Merkmale sowohl der Kantele (Gusli)
des Nordens als auch der Tanbur des Südens.
Der anfangs schmal-dreieckige Korpus der frühen Balalaika wurde immer mehr verbreitert und vergrößert, zugleich wurde der Hals verkürzt.
Seit 1895 ist diese Modifikation der persischen Tanbur der "Einheits-Typ" der russischen Balalaika.
Die Balalaika geht zurück auf die im alten Persien
(6.- 4. Jhd. v. Chr.) verbreitete Langhals-Laute "Tanbur"
Die TANBUR, ein 2- oder 3-saitiges Zupf-Instrument mit langem Hals und daran angesetztem kleinem Resonanzkörper war im alten Persien sehr verbreitet. Der Resonanzkörper war oval bis halbrund. Er konnte aber
auch andere Formen haben, z.B. paddelförmig oder "abgesägtes Ei".
Von Persien aus hat die Tanbur schon sehr früh über das Kaspische Meer und den Kaukasus seinen Weg nach Russland und Asien gefunden.
Aus einer schmal-dreieckigen Paddelform der TANBUR entwickelte sich die heutige breit-dreieckige russische BALALAIKA.
Historisch gesehen ist die Balalaika eine russische Sonderform der Tanbur.
In Russland wurde die Tanbur - egal ob mit ovalem, mit rundem, mit paddelförmigem oder dreieckigem Korpus, "BALALAIKA" genannt.
Wann genau diese Umbenennung geschah, ist bis heute unklar. Die erste urkundliche Erwähnung des Namens "Balalaika" ist im 17. Jhd. bezeugt.
Ein weit verbreiteter Irrtum ist es, von der Nennung des Namens "Balalaika" in alten Quellen auf die heute verbreitete Dreiecksform des Instruments zu schließen. Mit "Balalaika" wurden auch Tanburen mit z.B. rundem Korpus bezeichnet !
Vom schmalen Paddel zum breiten Dreieck
Der "Dreiecks-Klang"
Die meisten frühen Balalaiken (Tanburen) besaßen einen ovalen,
einen schmal-paddelförmigen, oder - wie die Kalebassen-Balalaika -
einen runden Korpus. Je nach Korpusform war der Klang ein anderer.
Häufig wurden Balalaiken zur Tanzbegleitung benutzt oder als Straßeninstrument zum Vortragen derber Texte der fahrenden Spielleute,
der Skomorochen (griechisch "skomma"= Spott, Scherz).
Bevorzugte Spielart war das Akkord-Spiel, bei dem der Finger alle drei Saiten zugleich anschlug.
Unterschiede in der Klangfarbe der verschiedenen Balalaika-Formen fielen bei dieser Art des Instrumentengebrauchs kaum ins Gewicht. Entscheidend waren Rhythmus und Lautstärke.
Anders war es beim melodiebetonten Solo-Spiel, bei dem der Vortragende eine Art Übersetzungsarbeit leistete:
er setzte die Weite, Nachdenklichkeit und Tiefgründigkeit der Texte russischer Volkslieder in die Sprache der Musik um.
Russische Volkslieder sind Poesie!
Die Texte russischer Volkslieder sind oft von hohem literarischen Anspruch und besitzen eine gewaltige psychologische Aussagekraft.
Hauptthema ist die Verletzlichkeit der menschlichen Existenz. Wie ein roter Faden ist diese Thematik hineingewoben in die lyrischen Texte russischer Lieder.
Um diese Thematik in die Sprache der Musik umzusetzen, bedurfte es eines Musikinstruments, das fähig war, poetisch zu "sprechen".
Balalaiken mit dreieckigem Korpus konnten dies!
Sie besaßen die unerklärliche Eigenschaft, ein Klangspektrum zu entfalten, das voller Eindringlichkeit, Tiefe, Melancholie und Transzendenz war.
Der Klang der Dreiecks-Balalaika verzauberte das "russische Ohr", denn
sein "dulce melos" erinerte an den vertrauten Klang der Gusli, des geliebten alten russischen Volks-Instruments.
Die Herstellung einer solchen dreieckigen Balalaika verlangte ein großes handwerkliches Können, denn ihr Korpus war aus mehreren verleimten Planken ("Spänen") gearbeitet. (Anfangs waren es 3 oder 5 Späne).
Wer ein solches Geschick nicht hatte, musste das Instrument auf dem Warenmarkt kaufen.
Der Preis einer aus Holzplanken gefertigten Balalaika, auch wenn sie einfach gebaut war, war sehr hoch. Er entsprach dem Gegenwert einer Kuh bzw. eines Pfluges.
Die Balalaika in der Abbildung oben (von 1884) besitzt einen aus 5 Spänen bestehenden Korpus. Das Dreieck ist noch relativ klein und schmal.
Je breiter der Dreiecks - Korpus der Balalaika gestaltet wurde, umso mehr trat ihr "dulce melos"- Klang-Charakter hervor. So ist es kein Wunder, dass die breit-dreieckige Balalaika zum heutigen russischen Nationalinstrument wurde:
Pусская балалайка -
душа народа
Die Entwicklung zur breiten Dreiecks-Form der Balalaika kann erklärt werden als Anlehnung an die dreieckige Form der Gusli ("russisches Psalterium"), das seit dem 12. Jhd. lange Zeit das russische Nationalinstrument war. Der russische
Komponist Nikolai Rimsky-Korsakov (1844 - 1908) nennt als d a s russische Nationalinstrument die G u s l i.
Die russische Gusli ist eine Kasten-Zither (Einordnung nach Hornbostel/Sachs), ebenso wie die finnische Kantele und die heutige ukrainische Bandura.
Kastenzithern (= Psalterien) haben ihre Entsprechung in einer noch älteren Instrumenten-Form: der Dreiecks-Harfe (Trigonium).
Physikalisch bedingt ist das Saitenfeld von Harfen und Kastenzithern
(ebenso wie bei Panflöten) immer dreieckig.
Der Korpus der Kastenzithern (Psalterien) kann von den Instrumentenbauern frei gestaltet werden. Oft ist er jrdoch dem dreieckigem Saitenfeld angeglichen und weist eine Flügel-, Doppelflügel- oder Helmform auf.
Form-analytisch ( nicht historisch ! ) und unter dem Aspekt eines funktionalen Klangkörpers betrachtet kann man die Dreiecks-Balalaika beschreiben als ein Kasten-Trigonium ( DREIECKS-PSALTERIUM) mit einem an den Korpus angesetztem Hals:
Ein Hybrid-Instrument also, das - ebenso wie die ukrainische Bandura - Zither und Laute in sich vereinigt. Beide besitzen einen Hals.
Der Unterschied zwischen beiden:
Die Bandura hat die Form einer Laute, ist aber als eindeutige Zither.
Die Balalaika hat die Korpus-Form eines Dreieck-Psalterium ( Zither), ist aber
eindeutig eine Laute.
SYNTHESE DER FORMEN:
VON GUSLI UND TANBUR ZUR BALALAIKA
Skizze oben:
Rot: TANBUR ( Hier in 2 Varianten: ovale Form und Paddel-Form )
Blau: PSALTERIUM ( = RUSSISCHE GUSLI )
Violett: BALALAIKA HEUTE (Typ: "Andrejew-Balalaika") = Tanbur + Psalterium.
KLEINE UND GROSSE BALALAIKEN:
DIE BALALAIKA - FAMILIE
DIE BALALAIKA-FAMILIE 1897: 6 INSTRUMENTE
Der russische Musiker Wassili W. Andrejew verbesserte die alte traditionelle Volks-Balalaika ("Samodelka-Balalaika", "Dorf-Balalaika", "Bauern-Balalaika").
Er verbreiterte ihren dreieckigen Korpus und schuf eine chromatische Bundierung.
Um die Balalaika konzertfähig zu machen, entwarf er verschiedene Baugrößen.
Er schuf eine "Balalaika-Familie" nach dem Vorbild der Violin-Familie.
Die traditionelle Balalaika bekam die Bezeichnung "Prim-Balalaika".
Ihr fügte er 2 kleinere und 3 größere Instrumente der gleichen Bauart hinzu.
Diese 5 hinzugefügten Balalaiken sind nicht Instrumente der russischen Volksinstrumententradition, sondern sind "akademische Schöpfungen", intelligente Weiterentwicklungen für den Konzertgebrauch.
Die erste "Balalaika-Familie" von 1897 umfasste diese 6 Instrumente:
дискант, пикколо, прима, альт, бас, контрабас.
(Diskant, Pikkolo, Prima, Alt, Bass, Kontrabass)
In den Folgejahren erfuhr die Balalaika-Familie einige Veränderungen:
1. Die Diskant-Balalaika wurde aus der Instrumentenfamilie entfernt
2. Zwischen Prim-und Alt-Balalaika wurde die Sekund-Balalaika eingefügt
3. Die Kontrabass-Balalaika wurde, bei gleichbleibender Stimmung, um drei Baugrößen erweitert. Es gibt also heute 4 Varianten Kontrabass-Balalaiken.
DIE BALALAIKA-FAMILIE 1906: 8 INSTRUMENTE
Im Jahr 1906 kamen 2 weitere Instrumentengrößen hinzu:
Sekund-Balalaika und Subkontrabass-Balalaika.
Die Familie der Konzert-Balalaika bestand 1906 aus 8 Instrumenten :
V. l. n. r.:
Subkontrabass-Balalaika, Kontrabass-Balalaika, Bass-Balalaika, Alt-Balalaika, Sekund-Balalaika, PRIM-BALALAIKA, Piccolo-Balalaika, Diskant-Balalaika.
Die Diskant-Balalaika wird seit ca. 1916 nicht mehr gebaut.
Die Pikkolo-Balalaika ist heute sehr selten, wird aber immer noch zur Balalaika-Familie hinzugerechnet.
DIE BALALAIKA-FAMILIE 1916: 7 INSTRUMENTE
Durch den Wegfall der Diskant-Balalaika Jahr wurden ab ca. 1916 zur Balalaika-Familie nur noch 7 Instrumente hinzugerechnet:
Pikkolo - Prim - Sekund - Alt - Bass - Kontrabass - Subkontrabass
DIE BALALAIKA-FAMILIE HEUTE: 9 INSTRUMENTE
( 9 BAUGRÖSSEN - 6 STIMMLAGEN )
Das kleinste Instrumenet der Familie, die Piccolo-Balalaika wird heute kaum mehr gespielt, wird aber dennoch zur Familie hinzu gerechnet.
Anders verhält es sich bei der Familie der r u n d e n Balalaika, der Domra. In
der "Rund-Balalaika-Familie" ist die Piccolo-Domra noch sehr häufig in Gebrauch.
Die Familie der Orchester-Balalaiken heute umfasst 9 Instrumente :
1. Pikkolo-Balalaika: ........... (wird sehr selten gebaut und gespielt)
2. Prim-Balalaika: ................ ( ca. 67 cm lang ) (= histor. Balalaika)
3. Sekund-Balalaika . . . . . ( ca. 76 cm lang )
4. Alt-Balalaika ..................... ( ca. 83 cm lang )
5. Bass-Balalaika .................. ( ca. 1,10 m lang )
6. 1/4 Kontrabass-Balalaika ( ca. 1,40 m lang )
7. 2/4 Kontrabass-Balalaika ( ca. 1,50 m lang )
8. 3/4 Kontrabass-Balalaika ( ca. 1,60 m lang )
9. 4/4 Kontrabass-Balalaika ( ca. 1,80 m lang ) "Sub-Kontrabass"
*Die 4 Kontrabass-Balalaiken besitzen alle die gleiche Saitenstimmung
Auf die Angabe der I n s t r u m e n t e n - B r e i t e wurde in der obigen Tabelle verzichtet. Es gilt zwar das Norm-Maß: Korpusbreite = Mensur, aber viele Instrumentenbauer bestimmen die Breite oft frei und intuitiv.
INFORMATIONEN FÜR DEN PRAKTIKER:
1. Die Stimmung der Balalaika
2. Die Stärke der Saiten
3. Die Höhe des Saitenstegs
4. Die Position des Saitenstegs
Die Saitenstimmung der Balalaika
Die hohe Saite der Prim-Balalaika wird auf den Kammerton
a1 ( A4 ) = 440 Hz gestimmt.
Die beiden anderen Saiten werden 1 Quarte tiefer gestimmt: auf
e1 ( E4 ) = 330 Hz (exakt: 329,6 Hz)
Balalaika-Saiten: Stärke und Material
Einzelsaiten oder Saitensätze für Balalaiken werden von diversen
Saitenherstellern angeboten. Die A-Saite besteht stets aus Stahl bzw.
aus einer Stahl-Legierung.
E-Saiten werden sowohl aus Stahl als auch aus Nylon hergestellt.
Die Saitenstärke der Prim-Balalaika- Stahlsaiten::
A-Saite: 0,22 mm bis 0,30 mm Stahl ( oder Stahl-Legierung )
E-Saiten: 0,25 mm bis 0,40 mm Stahl ( oder Stahl-Legierung ).
Klavierdraht
Die im Handel erhältlichen speziellen Balalaika-Saiten sind oft recht teuer.
Wer seine Instrumenten-Saiten oft wechselt und deshalb preiswertere,
aber dennoch qualitätsmäßig sehr gute Saiten haben will, greift zur
Klaviersaiten-Meterware ("Klavierdraht", "Piano-Draht").
Die End-Schlaufe der Saite ist sehr leicht selber herzustellen.
Für Prim - Balalaiken mit Mensuren von 43 - 44 cm ist folgende
Pianodraht - Besaitung zu empfehlen, die einen hervorragenden
Klang hat und gut spielbar ist:
A - Saite: 0,25 mm Stahl ( Stahl, blank, "Klavierdraht" )
E - Saiten: 0,32 mm Stahl ( Stahl, blank, "Klavierdraht" )
o d e r :
E - Saiten: 1,00 mm Nylon ( = Gitarre, Nylon-Saite " G" )
Nylon kann auch ersetzt werden durch 0,9 mm Carbon.
Klavierdraht ist im Online - Handel erhältlich (Stand 2021):
125 g Klavierdraht 0,25 mm = 325 Meter = 14,95 Euro
125 g Klavierdraht 0,32 mm = 225 Meter = 14,95 Euro
Eine Diskussion ohne Ende:
E-Saiten aus Stahl oder aus Nylon?
E-Saiten aus Stahl korrespondieren naturgemäß wegen des gleichen
Materials wie die A-Saiten klanglich besser miteinander als eine gemischte
Besaitung. Das Gesamt-Klangbild ist homogener. Ausserdem erinnert
es an vertrauten Klang des alten russischen Psalteriums, der GUSLI .
Bei der Balalaika wird oft gerühmt ihr "silberner Klang".
Konsequenterweise muss also gelten:
"серебряный звук на серебряных струнах"
("Silberner Klang auf silbernen Saiten")
Viele Balalaika-Virtuosen aber wollen gerade dieses "allzu Silbrige" des Klangs vermeiden. Sie entscheiden sich für E-Saiten aus Nylon , um den tieferen Tönen der Balalaika die "samtige" Klangfarbe der Naturdarm-Saite einer VIOLINE zu verleihen.
Wer hat Recht? Es gilt, wie so oft : "Suum cuique!"
Saitenlage und Steg-Höhe
Die Saitenlage, also die Höhe des Saitenfeldes über den Bünden, wird bestimmt durch die Höhe des Steges.
Ist der Steg zu hoch, dann sind die Saiten schwer zu greifen und der
Druck auf die Fingerkuppen ist sehr stark. Ist der Steg zu niedrig, dann klirren und scheppern die Saiten auf den Bünden.
Die Höhe des Saitenfeldes wird an der Stelle der größten Amplitude,
also über dem Oktav-Bund - dem 12. Bund - gemessen.
Gemessen wird der Abstand zwischen B u n d - Oberkante und Saite.
Für Saiten aus Stahl gilt folgender Wert:
Saitenlage über dem 12. Bund = 2 mm
Voraussetzung ist ein gerader Hals und nicht abgenutzte Bünde,
ansonsten muss die Saitenlage höher sein.
Ist der Steg zu hoch, wird er mit Sandpapier abgeschliffen. Ist der Steg
zu niedrig, kann er erhöht werden, indem oben, auf dem Steg-Kamm,
ein Metall-Bund eingelasssen wird.
Die Position des Saitensteges
Faustregel:
Man mißt die Entfernung zwischen Obersattel ( bzw. Null-Bund )
und dem 12. Bund (Oktave). Dieser Wert wird verdoppelt, so dass
man die Mensur erhält. Dorthin wird der Steg gestellt. Gemessen
wird an der Steg-Oberkante.
Da beim Niederdrücken einer Saite wegen der Schwellenwirkung
des Metallbundes die Saite eine zusätzliche Spannung erhält, klingt sie höher als der dem Bund zugeordnete Ton. Diese Abweichung
wird ausgeglichen, indem zur Mensurposition des Stegs ca. 1 mm Länge hinzugegeben wird. Weitere Korrekturen der Stegposition werden nach Gehör vorgenommenoder mit Hilfe eines Stimmgeräts.
Damit beim Solospiel auf der A-Saite der Spielfinger mehr Bewegungsfreiheit erhält, wird di mittlere E -Saite etwas von der A-Saite weggerückt.
Das Verhältnis E - E - A ist meist 2 : 3. Einige Balalaika-Virtuosen wählen sogar das Verhältnis 2 : 4 ( = 1 : 2) !
Die Einschnitte auf dem Steg sollen halbrund eingefeilt werden und dem Durchmesser der Saiten angepasst sein. Mit einer sehr weichen Bleistift-Mine
werden die drei Saiten-Einkerbungen eingerieben und somit mit gleitfähigem Graphit-Pulver gefüllt. Dies tun auch Geigenspieler.
Die "Saitenstraße":
Vom Heckbrett bis zum Wirbelbrett
Die folgenden beide Skizzen zeigen die Saitenführung einer Prim-Balalaika und einer häufig verwendeten 3/4 - Kontrabass-Balalaika.
Der Weg führt vom Saitenhalter am Heckbrett ( Sadinka ) bis zum Wirbelbrett.
( Die Längenangaben beziehen sich auf die Strecke der l ä n g s t e n Saite.)
TON-UMFANG UND ANZAHL DER BÜNDE
der chromatischen Prim-Balalaika
Die Anzahl der Bünde kann vom Instrumentenbauer frei bestimmt werden.
Hier die vier gebräuchlichsten Ausführungen:
BALALAIKA MIT 16 BÜNDEN
Tonumfang: e1 bis cis3 (= E4 bis C#6)
16 Bünde = 1 Oktave + 1 große Sexte
Bei der einfachen chromatischen Volks-Balalaika sind die Bünde nur auf dem
ca. 26 cm langen Instrumenten-Hals angebracht.
16 Bünde haben hier ihren Platz. Der höchste spielbare Ton ist cis3 .
Er liegt 9 Halbtonschritte ( = 1 große Sexte) über dem e2.
Um einen Tonumfang von 2 Oktaven ( e1 bis e3 ) zu erreichen, fehlen dieser
"Volks-Balalaika" 3 Halbtöne.
BALALAIKA MIT 19 BÜNDEN
Tonumfang: e1 bis e3 (= E4 bis E6)
19 Bünde = 2 Oktaven
Damit ein Tonumfang von 2 Oktaven erreicht werden kann, müssen der
einfachen 16-bündigen Volks-Balalaika 3 Bünde hinzugefügt werden. Zu diesem Zweck wird das Griffbrett über den Instrumentenhals hinaus auf den Korpus verlängert. Bei einigen Instrumenten werden die 3 zusätzlichen Bünde auch direkt in die Instrumentendecke eingelassen.
BALALAIKA MIT 24 BÜNDEN
Tonumfang: e1 bis a3 (= E4 bis A6)
24 BÜNDE = 2 Oktaven + 1 Quarte
Die meisten Konzert-Balalaiken sind mit 24 Bünden ausgestattet.
Auf der A-Saite einer solchen Balalaika können 2 Oktaven gespielt werden:
2 Oktaven = 24 Bünde. Der Diapason der A-Seite geht also a1 bis a3.
Zusammen mit der tieferen Quarte auf der E-Saite ergibt sich ein Tonumfang von
e1 bis a3.
BALALAIKA MIT 31 BÜNDEN
Tonumfang: e1 bis e4 (= E4 bis E7)
31 BÜNDE = 3 Oktaven
Eine "Profi-Konzert-Balalaika" hat den "Ehrgeiz", 3 Oktaven zu umfassen
(e1 - e4). Im Vergleich zu einer 24-bündigen Konzert-Balalaika ist ihr Tonumfang um 1 Quinte (= 7 Halbtonschritte) erweitert.
Es müssen also 7 Bünde hinzugefügt werden: 24 + 7 = 31.
Dazu wird das Griffbrett noch weiter auf den Korpus verlängert, so dass es bis dicht an das Schall-Loch heranreicht.
Die drei prägenden Grundformen der heutigen Balalaika:
DREIECK - HALBKUGEL - TRAPEZ
Die Korpus-Form der heutigen russischen Balalaika wird bestimmt durch drei geometrische Grundformen:
1. TRAPEZ ( = TROG )
2. HALBKUGEL (= SCHALE )
3. DREIECK ( = der "GEFÄß-DECKEL" )
Alle drei Formen haben nicht nur abstrakte geometrische Bedeutung, sondern sind reale, im Musikinstrumentenbau vorkommende Formen.
Alle drei sind nicht nur formprägend, sondern auch klangprägend.
Mehr Informationen zu dieser "Formen-Analyse" weiter unten auf dieser Seite.
Instrumentenwissenschaft:
Die Einordnung der Balalaika
in der Hornbostel-Sachs-Systematik
Die Hornbostel-Sachs-Systematik von 1914 ist der Versuch einer Klassifizierung
der Musikinstrumente. Obwohl viele Instrumente sich einer eindeutigen Klassifizierung entziehen, hat sich diese Systematik durchgesetzt.
Die Balalaika ist, gemäß dieser Systematik, ein Saiten-instrument (Chordophon), bestehend aus einem Saitenträger ( Stab, "Hals" ) und einem fest mit diesem verbundenen Resonanzkörper.
Hornbostel und Sachs verwendeten für diesen Instrumententyp nicht den historischen persischen Namen "Tanbur", auch nicht den bis Ende des 19. Jhds. verwendeten Namen "Zither" (auch die Gitarre wurde als Zither bezeichnet), sondern den Namen "LAUTE", der vom arabischen Wort "el ud" (= "das Holz")
abgeleitet ist.
Laut der Hornbostel-Sachs-Systematik ist die Balalaika eine "Halslaute".
Halslauten haben die Klassifizierung 321.32.
Die Hornbostel/Sachs-Systematik unterscheidet zwischen Halslauten mit
Kasten-Korpus und Halslauten mit Schalen-Korpus.
Schalenhalslauten haben die Klassifizierung 321.321
(z.B. Laute, Baglama, Bouzouki, Rundbauch-Mandoline)
Kastenhalslauten haben die Klassifizierung 321.322
(z.B. Gitarre, Ukulele, Geige, Flach-Mandoline)
Die Hornbostel/Sachs-Systematik ordnet die Balalaika in die Gruppe
der SCHALENHALSLAUTEN ein.
Für die überwiegende Anzahl der Balalaiken ist diese Einordnung korrekt.
Es gibt jedoch Balalaiken, die alle Merkmale einer Kastenhalslaute haben.
Bei einigen Balalaikaformen sind die Übergänge zwischen Schale und Kasten fließend.
Auch andere Instrumenten-Korpora können sowohl schalig als auch kastig ausgebildet sein, so z.B. der lange schmale Resonanzkörper der Harfe, der
wegen seiner pyramidenförmigen Dreiecksform eine gewisse Ähnlichkeit mit
dem Balalaika-Korpus hat. Es gibt Harfen mit Kastenkorpus und auch Harfen
mit gewölbtem Rundbauchkorpus.
D A S B A L A L A I K A - D R E I E C K
Das Dreieck hat folgende Bedeutungen:
1) PADDEL, SCHAUFEL
("lopata")
2) FLÜGEL ("krylo")
(krylovidnaja balalaika)
(krylo = Flügel von Vögeln
und Faltern).
3) HELM ("schlem")
(schlemovidnaya balalaika)
4) GLOCKE ("kolokol")
Skizze :
Im Jahr 1884 schuf Wassili W. Andrejew eine Verbreiterung des Dreieckskorpus der Balalaika und näherte damit die schmal-dreieckige Balalaika der breit-dreieckigen Form der Helm-Gusli an.
Seitdem gilt das (ungefähre) Richtmaß:
DIE KORPUSBREITE DER BALALAIKA (IHRE "FLÜGEL-SPANNWEITE")
ENTSPRICHT DER LÄNGE IHRER MENSUR
"Helm" und "Flügel" sind in der russischen Instrumentenkunde historische Bezeichnungen für Psalteriums-Formen:
Das russische Psalterium, die GUSLI, auch "russische Zither" genannt, hatte zwei traditionelle Formen, die sehr verbreitet waren:
1. schlemovidnye gusli = Helm-Gusli
2. krylovidnye gusli = Flügel-Gusli
"Flügelform" bezeichnet entweder eine Einfach- oder eine Doppel-Flügelform.
Die finnische Kantele hat die Form eines Einfach-Flügels.
Die heutige russische Balalaika besitzt eine breite Doppel-Flügel-Form.
Doppelflügel = Delta-Flügel.
Die Farbe BLAU (= Farbe des Meeres) verweist darauf, dass der Guslispieler Sadko, so erzählt eine Byline, sein Instrument auch auf dem Meeresgrund spielte.
ZWEI HISTORISCHE BAUWEISEN DER BALALAIKA :
BALALAIKEN AUS KÜRBIS UND HOLZ
Eine runde Balalaika
aus einem Kürbis
( Kalebassen-Balalaika )
Gogol´scher Rundkürbis
von 1842.
Der gemeimnisvolle und
verzaubernde Klang der Balalaika leuchtet bereits
aus ihm heraus :)
Der "Gogol´sche Rundkopfkürbis" war allerdings kein Gartenkürbis, wie auf dem Foto abgebildet, sondern eine moldawische "Gorljanka", ein Flaschenkürbis mit großem kugelrunden Kopf, so groß w i e ein Gartenkürbis.
Nikolai W. Gogol berichtet in seinem Roman "Tote Seelen" (1842), dass in Russland die jungen Burschen mit einer solchen runden Kalebassen-Balalaika die Herzen der Mädchen verzauberten.
Der russische Komponist und Balalaika-Virtuose Iwan J. Chandoschkin (1747-1804) spielte eine Kürbis-Balalaika, die innen mit Glaspulver beschichtet war. Fürst Potemkin, der Geliebte der Zarin Katharina II. der Großen, war ein großer Bewunderer seines Spiels auf dieser Balalaika.
Kürbisse konnten quer- oder längsgeschnitten sein. Foto oben:
ein q u e r - geschnittener Kürbis.
ALTE TECHNIK:
MUSIKINSTRUMENTE AUS MASSIV-HOLZ
Nicht nur die Balalaika, sondern noch 2 weitere historische russische Saiteninstrumente wurden aus einem einzigen Stück Birkenholz herausgeschält: GUSLI ( Psalterium, Zither ) und GUDOK ( Geige )
Auf den Massivholz-Korpus wurde mit Fischleim die Decke aufgeleimt.
BIRKENHOLZ - BALALAIKA - GUSLI - GUDOK
NOCH FRAGEN ?
Часто задаваемые вопросы о балалайке
Wie ist eine Balalaika aufgebaut?
Warum ist die Balalaika dreieckig ? War es immer schon so ?
Was haben Kürbis, Backtrog und Sarg mit einer Balalaika zu tun ?
Balalaika 2-saitig, 3-saitig, 4-saitig, 6-saitig: trotzdem gleiche Stimmung ?
Wie sind die Saiten der Balalaika gestimmt ?
Warum ist die Balalaika ein 1,54er - Langhals , die Gitarre ein "1er Langhals" ?
Wo kommt die Balalaika her? Was ist ihr kultureller Hintergrund?
Welches sind die Vorfahren der Balalaika?
Welche Instrumente sind mit der Balalaika verwandt?
Was ist eine "Schweinskopf-Balalaika" ?
Welche Balalaiken haben einen Stachel?
Sind bunt bemalte Balalaiken spielbar - oder sind sie nur Deko ?
Diese und weitere Themen werden auf der Website behandelt
DIE BALAIKA:
EIN SAITENINSTRUMENT IN DER TRADITION DER ALT-PERSISCHEN TANBUR
Bildnachweis: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3AIran_bastan_-_12.jpg
EINE KURZE GESCHICHTE DER TANBUR
Das langhalsige Zupfinstrument TANBUR ist entstanden in einer der frühesten Kulturlandschaften der Welt, in Mesopotamien.
Die Tanbur ist bereits bei den Sumerern, die im 3. Jahrtausend v.Chr. eine der ersten Hochkulturen der Menschheitsgeschichte begründet haben, nachgewiesen.
Die Kultur der Sumerer beeinflusste die akkadische, die babylonische, die assyrische, die medische und die persische Kultur.
Durch den militärischen Sieg Alexanders des Großen über Persien im Jahr
331 v. Chr. und den darauf folgenden Kulturaustausch ("Hellenismus")
zwischen Griechenland und Persien, also zwischen westlicher und östlicher Welt ("west-östlicher Divan"), gelangte die TANBUR, ein in Persien weit verbreitetes langhalsiges Zupfinstrument, auch nach Europa. In Griechenland konnte sie sich nicht durchsetzen, dafür aber in dem zum persischen Reich gehörenden Ägypten und im Gebiet nördlich des Kaspischen Meeres, dem späteren ostslavischen (russischen) Siedlungsgebiet entlang von Wolga, Don und Dnjepr.
Tanbur = Kleiner Bogen
Der persische Name TANBUR geht zurück auf das sumerische "PAN-TUR",
was "kleiner Bogen" bedeutet: Pan = Bogen, tur = klein.
(Quelle: Richard Kinseher, Der Bogen in Kultur, Musik und Medizin, als Werkzeug und Waffe. 2005, Seite 41)
Mit "Bogen" ist gemeint der gebogene Instrumenten h a l s einer HARFE.
PAN = BOGEN stand synonym für die mehrsaitige HARFE.
Im Gegensatz zum "großen Bogen" der Bogen-Harfe, besaß die Tanbur nur einen schwach gebogenen kleineren Holzstab mit einer, zwei oder drei darüber gespannten Saite(n), an dessen Ende ein Resonator (Kürbis, Holzschale) angebracht war. Später wurde dieser Bogen begradigt und die darüber laufenden Saiten konnten durch Greifen verkürzt werden. Es entstand die Tanbur.
Bei dieser bilden Resonanzkörper und Hals einen langen Bogen, der ein aus mehreren Saiten bestehendes Saitenfeld umschließt.
Auch die heutige große Orchester-Harfe hat noch die Form eines großen Bogens, gebildet aus Korpus, Knie und Hals (von unten nach oben).
Von der 10-saitigen Harfe zur 2-saitigen Tanbur
Entfernt man von einer 10-saitigen Bogenharfe die 8 hohen Saiten und verringert die Saitenspannung der übriggebliebenen 2 Saiten, dann wird der Bogen
begradigt. Er wird zu einem Stab: zum Instrumentenhals, an dessen Ende sich der Resonanzkörper befindet.
Auf dem Instrumentenhals liegen die beiden langen übriggebliebenen 2 Saiten der Pan-Harfe auf. Damit sie frei schwingen können, müssen sie mit einem Minimal-Abstand ü b e r den Hals verlaufen.
Da damals noch keine Saiten-Brücken verwendet wurden, die diesen Abstand herstellten, musste dieser Abstand durch eine schwache Krümmung des Halses hergestellt werden.
Der große Bogen der Harfe wurde zum kleinen Bogen der Tanbur:
TANBUR = PAN TUR = Kleiner Bogen
Die Tanbur ist also eine k l e i n e ( tur = klein ) P a n.
(Siehe Bild oben: Persische Tanburspieler, 2. Jahrtausend v. Chr.)
Das Charakteristicum des Instrumententyps Tanbur ist also eine Verringerung
der Bogenwölbung des Saitenträgers und eine Verringerung der Saitenanzahl der PAN-Harfe. Dieser neue Instrumententyp war einfacher zu transportieren als die große Pan, außerdem sparte man Saitenmaterial ein.
Der Tonumfang dieser Pantur/Tanbur ist trotz der weggefallenen 8 Saiten der gleiche, denn die hohen Töne werden durch Abgreifen ("Befingern") der langen
2 Saiten erzeugt. Die Anzahl der Töne ist sogar noch größer als die der Harfe.
Alte russische Tanburen (= Balalaiken) besaßen nur 2 Saiten.
Nun folgt etwas Mathematik: Die Umriß-Fläche einer 1,20 Meter hohen Harfe beträgt 5000 qcm.
Die Fläche der gleichen, zur Laute umgewandelten, Harfe beträgt 600 qcm.
Das ist nur ein Achtel der Fläche der Harfe.
Die Formenvielfalt der Tanbur
Tanburen besitzen eine große Formenvielfalt. Ihr Korpus kann aus einem Kürbis bestehen oder aus Holz gerfertigt sein, er kann kastenförmig oder schalenförmig sein, die Korpusdecke kann rund, oval, rechteckig, rautenförmig, paddelförmig
und auch dreieckig sein.
Der Name "Balalaika" wurde in Russland im 19. Jahrhundert auf alle runden, paddelförmigen und dreieckigen Tanburen angewandt.
Heute wird der Name "Balalaika" nur auf die dreieckige Tanbur angewandt. Die "runde Balalaika" trägt den an die alte Bezeichnung "Tanbur" angelehnten Namen "Domra".
Die TANBUREN des Kaukasus, des Altai und der benachbarten Regionen
werden bisweilen auch als "Balalaiken" bezeichnet, wobei es egal ist, welche
Form sie haben.
Auch diese nicht-russischen "Balalaiken" werden auf dieser Website vorgestellt.
Hauptthema aber ist die d r e i e c k i g e r u s s i s c h e Balalaika.
Die russische Paddel- bzw. Schaufel-Tanbur
Ein Stück Birkenholz (Birkenstamm, Birkenast) war das Ausgangsmaterial
sowohl für Gebrauchsgegenstände als auch für Musikinstrumente.
Aus einem Stück Birkenholz wurden vielerlei Dinge geschnitzt:
ovale Löffel,
runde Löffel
schmal-dreieckige Schaufeln, z.B. "Brotschieber"("chlebnaja lopatka")
Bootspaddeln
und . . . Tanburen . . . Geigen . . . Zithern . . .
Tanburen konnten alle oben genannten Löffel- und Paddelformen annehmen.
Nicht nur in Russsland, sondern in a l l e n Kulturen ist zu beobachten, dass
die Formen der Musikinstrumente denen der Gebrauchsgegenstände ähneln.
Beispiele: Ein hölzerner Bogen, ein Löffel, eine Kelle, eine Pfanne, ein Paddel,
ein Trog, eine Schaufel, ein Kessel u.a. kann ohne viel Aufwand in ein Musik-instrument verwandelt werden (Zupfinstrument, Streichinstrument, Trommel).
Eine Tanbur in ovaler Löffelform hat einen anderen Klang als eine Tanbur in
schmal-dreieckiger Paddelform.
In Russland setzte sich bei den holzgeschnitzten Tanburen die Paddel- oder Schaufelform durch, die sich zum Dreieck entwickelte, wobei jedoch die
Krümmung der Seiten bis heute erhalten blieb.
Das schmale Dreieck der Taanbur wurde im Laufe der Entwicklung mehr und
mehr verbreitert, bis das Instrument am Ende des 19.Jhds. seine heute
bekannte typische breit-dreieckige Ausprägung bekam.
Namensänderung: Die Tanbur wird zur Balalaika
Der Name BALALAIKA ist nachweisbar seit dem 17. Jahrhundert.
Was vielfach übersehen wird: Der Name "Balalaika" sagt nichts über die Form
und über das Material des Instruments aus!
Als "Balalaika" wurden bezeichnet sowohl Tanburen mit r u n d e m Korpus
als auch Tanburen mit d r e i e c k i g e m Korpus.
Die runden Balalaiken wurden meist aus einem Kübis hergestellt.
Balalaiken mit rundem Korpus waren entweder Kalebassen-Instrumente,
d.h. sie wurden aus einem halbierten Kürbis hergestellt, oder es waren
Holzinstrumente mit einer flachen runden Pfannenform, die aus einem Stück Birkenstamm herausgeschält wurde (so z.B. die ukrainische Kobsa).
Der Grund, weshalb der Name "BALALAIKA" auf diese Tanburen über-
tragen wurde, ist bis heute nicht geklärt.
Auch für die Herkunft und Bedeutung des Namens "Balalaika" gibt es keine Erklärung, weil eine eindeutige Quelle (noch) fehlt. (siehe Kapitel 1.5)
Domra, Bandura, Dombra
Die alte Bezeichnung "Tanbur" für Lauteninstrumente ist im ostslawischen
Raum nicht gänzlich verschwunden. Es gibt einige Saiteninstrumente, in
denen das Wort "Tanbur" heute noch fortlebt.
Die drei bekanntesten sind:
1. Die Domra, die runde Balalaika . (Domra = Tanbur)
Deren halbkugelförmiger Korpus wird beute jedoch nicht mehr aus einem halbierten Kürbis hergestellt, sondern aus Holzplanken zusammengesetzt.
2. Die Bandura, das ukrainische Nationalinstrument. ("Pan-tur"= "tanbur").
Sie ist aus der Kobsa entstanden, einer Tanbur-Laute mit einem rundem pfannenförmigen Holzkorpus mit flachem Boden.
3. Die Dombra (Dombra=Tanbur), ein langhalsiges Zupfinstrument, das in verschiedener Formgebung in den asiatischen russischen Republiken
anzutreffen ist. Die Dombra ist das Nationalinstrument Kasachstans.
Die russische dreieckige Balalaika
Vom schmalen Paddel zum breiten Delta-Flügel.
1. Paddel
Die Urform der russischen Balalaika ist eine Tanbur, die aus einem einzigen
Stück Holz geschnitzt war.
Der Korpus dieser Tanbur hatte die schmale Dreiecks-Form einer Schaufel
bzw. eines Boots-Paddels. Tanbur und Paddel waren einander sehr ähnlich.
Es sei daran erinnert, dass die wichtigsten Städte im ostslawisch-russischen
Raum an Flüssen gelegen waren. Die meisten russischen Städte sind aus Kaufmanns-Siedlungen hervorgegangen. Die Handelsstrassen waren Wasserstrassen. Der Bootsbau gehörte zum alltäglichen Lebensbereich.
Bootspaddel (Lopata = Schaufel, Paddel) wurden aus einem einzigen Stück
Holz geschnitzt, genauso wie die Tanbur-Balalaiken. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Form der Bootspaddel die Korpusform der Tanburen beeinflusst hat.
Paddelförmige Balalaiken wurden "lopatoobrasnyje balalaiki" ("paddelförmige Balalaiken") genannt.
2. Flügel
Die Korpusform der alten russischen Tanbur-Balalaika kann nicht nur mit
einem Paddel verglichen werden, sondern sie kann auch als Flügelform
gedeutet werden. Gemeint ist ein Vogel- oder Schmetterlingsflügel.
Ihr schmales symmetrisches Dreieck erinnert an das zusammengelegte
Flügelpaar eines Schmetterling-Falters (babotschka).
Wie der Schmetterling seine beiden Flügel entfaltet, so hat auch die schmale
Paddel-Balalaika ihre "Flügel" breit und weit gemacht. Aus dem "A" wurde ein "Delta". Die schmale Flügelform der historischen Tanbur-Balalaika entfaltete
sich mehr und mehr zum breiten Dreieck, zum DELTA-FLÜGEL der heutigen "Andrejew-Balalaika".
Die Gusli: Flügel, Doppelflügel, Helm
Den Entwicklungsweg vom schmalflügligen Dreieck zum breiten Flügel-Korpus
hat bereits vorher die alte russische Kastenzither GUSLI beschritten:
Vom schmalen Flügel, den heute noch die 5-saitige finnische Kantele besitzt,
hat sie sich in Russland zu einem breiten symmetrischen Flügelpaar entwickelt.
Die schmal-dreieckige Gusli trägt heute immer noch den Namen "Flügel -Gusli"
(krylovidnyje gusli).
Die verbreiterte Form dieser Gusli wurde aber nicht als "Doppelflügel-Gusli"
benannt, sondern, da man in ihrem Delta-Flügel eine Helmform erkannte,
erhielt sie die Bezeichnung "Helm-Gusli" (Schlemovidnyje gusli).
Die Gusli, egal welcher Form, war seit dem 12.Jhd. in Russland sehr weit
verbreitet und überaus beliebt. Sie war das Nationalinstrument Russlands.
Die Balalaika: Deltaflügel oder Helm?
Der Delta-Flügel der HELM-GUSLI, wurde zum Vorbild für die Korpusform
der russischen Balalaika des 19. Jahrhunderts.
Der Korpus der "Dreiecks-Balalaika" kann also interpretiert werden
als ein "Deltaflügel" bzw. als ein "Helm".
Es war der russische Musiker Wasssili Andrejew, der der schmal-dreieckigen Volksbalalaika ihre b r e i t e Flügelform bzw. Helmform gab und dadurch
ihre Klangfarbe dem Klang der Helm-Gusli ähnlicher machte.
Das "dulce melos" der dreieckigen GUSLI, an das das russische Ohr so sehr
gewöhnt war, lebt somit in der heutigen dreieckigen russischen Balalaika fort.
Formgeschichtliche Methode
Die Methode, die diese Website anwendet, um die Balalaika zu erklären, ist die formgeschichtliche Methode. Diese ist nicht zu verwechseln mit der bibelwissenschaftlichen Methode gleichen Namens: dort geht es um literarische Gattungen, hier geht es um "Formgattungen": historisch gewachsene Instru-mentenformen, wie sie in der Balalaika-Phylogenese auftauchen.
HALBKREIS, TRAPEZ UND DREIECK :
Drei programmatische Formen der Balalaika-Phylogenese
Saiteninstrumente haben sich im Laufe ihrer Geschichte oft radikal gewandelt, viele haben sich "gehäutet" und ihre alten Formen hinter sich gelassen. Auch die Balalaika hat zahlreiche Veränderungen erfahren.
Aber im Gegensatz zu anderen Saiteninstrumenten hat die Balalaika die Spuren ihrer Vergangenheit nicht getilgt, sondern bewahrt ("konserviert"). In diesem Sinne ist sie ein "Musik-Konservatorium".
Die historischen Formen, die die Balalaika "konserviert" hat, bestehen nicht zusammenhanglos nebeneinander wie Ausstellungsstücke in einem schlecht
eingerichteten Museum, sondern sind aufeinander abgestimmt, sind eingefügt in ein PROPORTIONS-SCHEMA und bilden eine organische Einheit.
Die Balalaika ist ein "hölzernes Lehrbuch" wichtiger Kapitel der Kultur-geschichte der Saiteninstrumente. Diese Geschichte ist an der äußeren Form der
heutigen Balalaika ablesbar.
Ontogenese und Phylogenese
Die Bauzeit einer Balalaika beträgt heute wenige Wochen. Nach dieser kurzen Zeit ist ihre "Ontogenese"(Einzelentstehung) abgeschlossen.
Das Erstaunliche: Die heutige "ontogenetische" Erscheinungsform der Balalaika präsentiert eine Rekapitulation der Jahrtausende währenden "Phylogenese" (Entwicklungsgeschichte) dieses Instruments. Wie kaum ein anderes Saiteninstrument macht die Balalaika wesentliche Kapitel der Geschichte des Saiteninstrumentenbaus präsent ("Re-Kapitulation").
Sie präsentiert diese Geschichte in einer geometrischen Formensprache. Folgende "phylogenetische" Formen sind in der heutigen Form der Balalaika erkennbar und sind in einer Einheit miteinander verbunden:
Bauchige Schale (Halbrund), Kastiger flacher Trog (Trapez) und Dreieck.
DIE PRÄGENDEN FORMEN DER BALALAIKA:
DREIECK - TROG - HALBKUGEL
Zur Skizze:
Die Korpus-Form der heutigen russischen Balalaika wird bestimmt durch drei Form-Charakteristika:
Die 2 räumlichen Gefäßformen "TROG" und "HALBKUGEL-SCHALE" und die Flächenform "DREIECK" (Der "Gefäß-Deckel")
TROG (Längs- u. Querschnitt) . . . . . . . . TRAPEZ
Das schräge plane Hinterbrett (russ.: Sadinka) (engl.: transom) und die schräg gestellten Zargen-Späne der Balalaika verweisen auf das uralte universale Formschema des Holztrogs ( Backtrog, Waschtrog, Sarg ).
RUNDSCHALE (Längs- u. Querschnitt) . . . HALBKREIS
Die gewölbte Korpus-Unterschale ("roundback") der Balalaika weist hin auf zwei alte historisch bezeugte Balalaika-Bauarten:
1) Kürbis-Balalaika (die Balalaika steht in der Tradition der Jahrtausende alten Kalebassen-Instrumente. Vorbild: die persische Tanbur)
2) Holzlöffel-Balalaika (Das Vorbild ist hier ebenfalls die persische Tanbur)
DREIECK (Draufsicht auf das Deckbrett) . . . DREIECK
Die auffällige dreieckige Form der Balalaika-Resonanzdecke verweist auf die uralten historischen Dreiecks-Instrumente HARFE (Dreiecks-Rahmen) und PSALTERIUM (Dreiecks-Kasten). Die dreieckige Form des Psalteriums
(russisch "Gusli") ist zum wichtigsten optischen Erkennungszeichen der russischen Balalaika geworden. Auch der "Dreiecksklang" des Psalteriums findet sich im Klangspektrum der Balalaika wieder. Die kaukasische Balalaika "Pondar" hat sich - anders als die russische Balalaika - nicht zum Dreieck entwickelt. Ihr Deckenumriß zeigt seit dem 10. Jhd. bis heute die puristische Rechteckform eines Holzscheits (Bildleiste links).
Die "Eltern" der Balalaika = Kürbisschale (tykwa) & Holztrog (koryto).
Das Erbe dieser beiden "Elternteile" heute noch an der Form der russ. Balalaika ablesbar: die Schalenform des Kürbis und die Trapezform des Troges.
Das schräge Stirnbrett des Troges wird "Sadinka" genannt (sad = hinterer Teil).
Einige kasachische "Balalaiken" (= Dombren) weisen bis heute eine reine Kasten-Trogform auf: umlaufender senkrechter "Pfannen-Rand", ohne Sadinka-Schräge.
Nicht-dreieckige Holz-Balalaiken (Tanburen, Dombren)
aus den Gebirgsgebieten Kaukasus und Altai.
"Berg-Balalaiken" (горские балалайки)
Balalaika-Grammatik
Wie muß es heißen: Balalaikas oder Balalaiken ?
Beide Pluralformen sind möglich. Ich verwende die traditionelle, durch den deutsch-russischen "Musikinstrumenten-Zaren" Julius Heinrich Zimmermann eingebürgerte Schreibweise "Balalaiken". Zimmermann ging 1876 von Mecklenburg nach St. Petersburg. Dort eröffnete er eine Musikinstrumenten- werkstatt, die zu den bedeutendsten Russlands zählte. Er war Hof-Lieferant für den Zaren und für die russische Armee. Weitere Werkstätten folgten in: Moskau, London, Riga. Später ging er nach Deutschland, wo er Reichstagsabgeordneter wurde. Weitere Musikinstrumentenwerkstätten und -handlungen gründete er in Berlin, 1900 in Leipzig und 1919 in Markneukirchen.
In Markneukirchen wurden viele Balalaiken gebaut von dem bekannten Instrumen- tenmacher Paul Fischer. In den Musikinstrumentenkatalogen der Fa. Zimmermann wurden am Anfang noch "Balalaikas" angeboten. In der Niederlassung in Leipzig stand aber auf dem Firmenschild der Fa. Zimmermann:
"BALALAIKEN UND DOMREN".
Persönliches
Nicht nur theoretisch befasse ich mich mit der Balalaika - und das seit über 40 Jahren -, sondern ich besitze auch einige Balalaiken und lebe in trauter Wohngemeinschaft mit einigen dieser Schönheiten und (leider nur zeitweiligen) "Gespielinnen".
Meine e r s t e Balalaika erhielt ich 1965 - von meiner Mutter: ein Instrument aus Markneukirchen. Typ: Kastiger Korpus mit 2+5 Spänen (2 Zargen, 5 Boden- späne). Das Vorbild für diesen Typ sind die Balalaiken der Firma Zimmermann (Leipzig, St.Petersburg, Moskau, Riga) von 1913. Mein ä l t e s t e s Instrument ist die oben gezeigte Balalaika aus der Werkstatt von S j u s i n , gebaut ca. 1900 in St. Petersburg.
Besonderheiten: Decke mit Isba-Golosnik, 7 Späne (wie sie später sein Schüler Galinis baute), Geigen-Steckwirbel, geringe Steghöhe, und mit der historischen Andrejew-Mensur von 9 7/8 Werschok (43,89 cm).
Natürlich fehlt auch nicht die billige, aber trotzdem legendäre "Olympia Moskau 1980 - Balalaika" (damaliger Preis: 7r. 70k.) mit Kunststoff-Korpusschale.
Bei dieser "lassen grüßen": die Trabbi-Karosserie (Baumwolle/Phenoplast-Gemisch), aber auch die Ovation-Gitarre. Die berühmte "Martin Ovation", die ebenfalls einen Kunststoff-Korpus (Roundback) mit einer Holzdecke kombiniert,
gilt als Kultgitarre und wird gerühmt wegen ihres exzellenten seidigen Klanges.
Jetzt wird´s akademisch: 3 Professoren
Einen intensiven Zugang zur russischen Volkslied- und Volksmusikkultur eröffneten mir meine Vorlesungsbesuche im Fachbereich Slawistik an der Uni Tübingen und insbesondere meine Teilnahme am Slawistischen Colloquium
im WS 1968, geleitet von Professor Wolfgang Kretschmer.
Ein wichtiges Erlebnis war die Begegnung mit Professor Michael Goldstein,
den ich 1977 persönlich kennenlernen durfte, zu der Zeit, als er sein Buch
"Michail Ignatieff und die Balalaika" schrieb ( 1. Auflage 1978 ).
Dankbare Erwähnung verdient Professor Heinrich Schauerte ( gest. 1975 ), Professor für Volkskunde in Paderborn, zu dessen engstem Schülerkreis ich
gehören durfte. Sein "Triumvirat" bestand aus Dieter Zeller ( Berlin ), Wolfgang Jokschus ( Husum ) und mir. Nicht nur Themen der deutschen, auch der
o s t s l a w i s c h e n Volkskunde waren Bestandteil der Vorlesungen und Seminarveranstaltungen von Prof. Schauerte. Unvergessen sind seine Vorlesungen über den Patron Russlands, den heiligen Nikolaus von Myra und dessen Verehrung im Brauchtum Russlands und anderer christlicher Länder.
Die Kirche des hl.Nikolaus in Nowgorod - so berichtet eine bekannte russische Byline - ließ Sadko erbauen, der legendäre Guslispieler von Nowgorod.
So verbinden sich auf wundersame Art Instrumentenkunde mit religiöser Volkskunde. Die Gusli war seit dem 12.Jhd. das nationale Musikinstrument der Russen. Auch im 19. Jahrhundert wird es als solches aufgeführt. Am Ende des 19.Jhds. begann dann der Siegeszug der Balalaika. Maßgeblichen Anteil daran hatte Wassili Andrejew.
Diese Homepage existiert seit Juni 2012. Sie mehrmals zu besuchen ist sinnvoll, denn "die Seiten ändern sich". Die Texte werden aktualisiert, kontrolliert, korrigiert und überarbeitet.
Bei Zitaten aus dieser Website, bitte, die a k t u e l l e Fassung
berücksichtigen!
Die Website ist aus Einzelaufsätzen und -vorträgen entstanden, deshalb gibt es in den Kapiteln leider viele Überschneidungen und Wieder-holungen, obwohl die Dewey-Dezimalklassifikation zur Ordnung ruft.
Die Wiederholungen sind leider notwendig, weil keinem zugemutet werden kann, die g a n z e Website in 1 Stück zu lesen.
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