1.9.DIE SAITEN UND DIE SAITENSTIMMUNG
DER BALALAIKA
Abbildung unten: Die Familie der Orchester-Balalaiken
Heute wird die Balalaika in 9 Größen gebaut (ohne die Diskant-Balalaika).
Links: die große Subkontrabass-Balalaika;
rechts: die kleine Pikkolo-Balalaika.
In Rot: die meistgespielte Balalaika: die Prim-Balalaika
Die 4 Kontrabass-Balalaiken
Es sind die Orchester-Balalaiken mit der tiefsten Stimmlage. Bei allen 4 Größen
ist die Saitenstimmung die gleiche ( E_ A_ D ), trotz verschiedener Mensur
(90 cm - 120 cm).
Die 4/4 Kontrabass-Balalaika wird auch Subkontrabass-Balalaika genannt.
Jede Mensur erfordert eine andere Saitenspannung. Beispiel:
Ein 3/4 Kontrabass mit kupferdrahtumsponnen Nylonsaiten hat eine Saitenspannung von insgesamt 110 kg.
PRIM-BALALAIKA = DIE "VOLKS-BALALAIKA"
Die Prim-Balalaika ist die eigentliche "Volks-Balalaika". Alle anderen Balalaika-Instrumentengrößen sind "akademische Konstruktionen",
von Wassili Andrejew seit 1894 entwickelt, um das Volksinstrument Balalaika konzertfähig zu machen.
Die Saitenstimmung der modernen Prim-Balalaika
Es gab Prim-Balalaiken mit allen möglichen Stimmungen. Die Balalaikaspieler
haben viel experimentiert. Letztendlich hat sich aber die
Quart-Stimmung e - e - a
durchgesetzt. und zwar einheitlich bei allen Varianten der Prim-Balalaika.
Die Saiten-Anzahl
der heutigen modernen Prim-Balalaika
Die Prim-Balalaika hat heute drei Saiten, anfangs waren es zwei.
Eine vergrößerte Saitenzahl ergibt sich aus der mehrchörigen Ausführung
der E- bzw. A- Saite.
Die heutige Standard-Stimmung der Prim-Balalaika ist E4 - A4 - A4.
Das gilt auch für Prim-Balalaiken mit mehr als 3 Saiten.
Folgende aufgeführte Saiten-Varianten sind in der Praxis anzutreffen:
PRIM-BALALAIKEN MIT 2, 3, 4, 5, 6, 7 SAITEN:
2-saitige Balalaika: Stimmung 1 x E - 1 x A
3-saitige Balalaika: Stimmung 1 x E - 1 x E - 1 x A
4-saitige Balalaika: Stimmung 1 x E - 1 x E - 2 x A
6-saitige Balalaika: Stimmung 2 x E - 2 x E - 2 x A
7-saitige Balalaika: Stimmung 2 x E - 2 x E - 3 x A
DIE 2-SAITIGE BALALALAIKA (= Eine historische Frühform )
Ihre Stimmung ist e´- a´.
Viele frühe Formen der Balalaika waren zweisaitig. Auch die die persische Tanbur gab es in zweisaitiger Ausführung (= Dutar), ebenso die kasachische Dombra.
In früherer Zeit (17.Jhd.) wurde nur die hoch klingende Saite als Melodiesaite
benutzt, d.h. die Melodie wurde nur auf der a´- Saite gespielt.
Die tiefer gestimmte Saite (e´) klang beim Spiel leer als Bordun mit.
Später wurde auch die tiefere Saite zum Melodiespiel und zum Spielen von Akkorden mit hinzu gezogen. Bei der dreisaitigen Balalaika wurde die außen liegende e-Saite zur "Daumensaite": sie wurde mit dem Daumen der linken Hand gegriffen.
VON DER 2-SAITIGEN ZUR 3-SAITIGEN BALALAIKA
In Russland war lange Zeit die 2-saitige Balalaika in Gebrauch. Ab dem 18. Jhd. setzte sich die dreisaitige Balalaika durch.
Jakob von Stählin schreibt in seinen Reiseberichten "Theater, Tanz und Musik in Rußland (1769/1770):
"Balalajka, ein uraltes Musikalisches Werkzeug von Slavonischer Herkunft. Es besteht aus einem dreieckichten manchmal auch rundlichen Leib, etwan 1 1/2 Spannen lang und eine breit, und einen wenigstens 4 mal so langen Hals, mit zwoen Saiten an zween Wirbeln bespannt. (...)
So gemein und unvollständig aber nun dieses Instrument an sich ist, und so wenig außer der allgemeinen Landes=Melodie darauf gerasselt zu werden pflegt: so mer Bewunderung verdient ein gewisser blinder Pandorist aus der Ukraine, den ich an Hofe gekannt habe, der nämlich Eine Saite mer als gewönlich darauf gezogen, anders gestimmt, und nicht nur Arien, Menuetten, und Polnische Tänze, sondern auch ganze Partien von Allegro, Andante und Presto mit außerordentlicher Geschicklichkeit spielt, (...)"
( Vollständiges Zitat: siehe Kap. 5 )
DIE 3-SAITIGE BALALAIKA (= Die Standard-Balalaika )
Die Stimmung ist E4 - E4 - A4 ( = e´ - e´ - a´ ). Die 3-saitige Balalaika ist heute die "Normalform" der Prim-Balalaika.
Auch Konzert-Primbalalaiken ist stets dreisaitig. Alle Balalaikavirtuosen spielen
eine drei-saitige Balalaika. Die dreisaitige Balalaika entspricht dem Vorbild der dreisaitigen persischen Tanbur, der Setar.
DIE 4-SAITIGE BALALAIKA
Ihre Stimmung ist e´ - e´- a´ a´. Bei älteren Balalaiken findet sich bisweilen auch die Stimmung e´ - a´ - d´´ d´´.
Die viersaitige e´ e´ a´ a´- Balalaika ist also eine 3-saitige Balalaika, bei
der die a-Saite doppelchörig ausgeführt ist, d. h. die a-Saite ist gedoppelt.
Die a-Saite ist die Melodiesaite. Das Melodiespiel auf der a-Saite bekommt durch die Verdopplung der Saite eine größere Fülle und mehr "Sustain".
Da sie bei einem Fingeranschlag zwei Mal den gleichen Ton in schneller Folge erzeugt, entsteht quasi ein "Tremolo-Effekt".
Bei langsamem Fingeranschlag entsteht ein Klang, der dem Klang der
alten russischen dreieckigen Gusli sehr ähnlich ist. Auch erinnert dieser
Klang an eine ukrainische Bandura.
Dieser "Harfeneffekt" wird noch mehr betont, wenn auch die beiden
e-Saiten doppelchörig ausgeführt werden. Siehe dazu den nachfolgenden
Abschnitt "Die 6-saitige Balalaika".
DIE 6-SAITIGE BALALAIKA
Ihre Stimmung ist e´e´ - e´e´ - a´a´. Die sechssaitige Balalaika ist also eine drei-saitige Balalaika mit doppelchöriger Ausführung aller 3 Saiten.
Auch viele Saiteninstrumente gibt es in doppelchöriger Ausführung:
Klaviere, 12-saitige Gitarre, Lauten, Mandolinen und viele andere mehr.
Als Grund dafür, daß Saiten verdoppelt werden, also paarweise mit identischem Ton (oder oktaviert) auf dem Instrument aufgezogen werden, wird meist das Erzielen einer größeren Lautstärke ( so beim Klavier ) oder einer größeren
Klangfülle genannt. Der Klang wird "voluminöser", die Saiten haben mehr Zeit,
um auszuschwingen, es entsteht mehr "sustain".
Der Klang gewinnt mehr Brillianz und wird tremolo-ähnlich.
Die 3 Doppelsaiten der 6-saitigen Balalaika sind in Saitenmaterial und Saitenstimmung paarweise identisch, es gibt keine oktavierte Doppelsaite
(wie z.B. bei der 12-saitigen Gitarre).
Es werden auch keine gemischten Doppelsaiten ( Nylon + Metall ) verwendet,
wohl aber werden oft für die a-Saiten und die e-Saiten unterschiedliche Saiten-Materialien verwendet: a = Metall, e = Darm ( bzw. Nylon oder Carbon ).
6-saitige Balalaika und 6-saitige Gusli
Die 6-saitige Ausführung der Balalaika erinnert an ein anderes russisches Volksinstrument mit ebenfalls dreieckigem Korpus: das Gusli-Psalterium.
Dieses gab es in Ausführungen mit einer Saitenzahl von 5 bis 10 Saiten.
Eine 6-saitige Gusli aus dem 12. Jhd. im dem Nowgoroder Gebiet historisch bezeugt.
Die 6-saitige Balalaika kommt diesem alten Vorbild schon sehr nahe. Wegen der Vielzahl ihrer Saiten wird ihr Klang gusli-ähnlicher.
Zum Zusammenhang "Balalaika + Gusli" folgende Erinnerung:
Die Balalaika - ein Hybrid-Instrument
Die Balalaika (gemeint ist die heutige Andrejew-Balalaika) ist die Synthese von Hals-Laute TANBUR (mit kleinem Korpus) und dreieckigem GUSLI-PSALTERIUM (mit großem Korpus).
Sie ist somit ein Hybrid-Instrument, das die Klangwelten z w e i e r verschiedener Instrumente (Laute und Psalterium) in e i n e m Instrument miteinander vereinigt.
Der Balalaikabauer kann entscheiden, ob sein Instrument einen ausgewogenen Charakter besitzen soll, oder ob er eine der beiden Identitäten der Balalaika besonders hervorheben möchte.
6-saitige Balalaika: Gusli-Klang
Will er den Gusli-Charakter der Balalaika betonen, wird er eine kastige Korpusform wählen, die an die Bauart der Gusli erinnert und er wird ein zweites tun:
er wird die Balalaika doppelchörig ausführen: er wird sich für den Bau einer 6-saitigen Balalaika entscheiden.
Auf der 6-saitigen Balalaika kann man besonders gut Gusli-Klangeffekte erzeugen und sogar den Klang der ukrainischen Bandura imitieren. Man nennt diese Spielart "Arpeggio", die Harfenspielart.
Eine 6-saitige Balalaika ist im Balalaikabau keine Entwicklung neueren Datums, sondern schon zu Beginn des 20. Jhds. wurden Balalaiken in 6-saitiger Ausführung gebaut. Sie sind auch heute sehr verbreitet.
Wegen ihrer 6 Saiten wird die doppelchörige Balalaika oft fälschlicherweise mit
der Gitarre verglichen und sogar als "russische Gitarre" bezeichnet.
Bei 6-saitigen Balalaiken ist bisweilen ein geschlitztes Wirbelbrett
(slotted headstock) anzutreffen, ähnlich wie bei der Geige, der Gitarre oder der Mandoline: mit waagerecht geführten Seitenspulen. (Viele Balalaiken wurden anfänglich von Geigenbauern hergestellt!)
Solche geschlitzten Wirbelbretter sind aber heute nicht mehr anzutreffen.
Heutige 6-saitige Balalaiken besitzen ein Wirbel - B r e t t mit Doppel-Mechanik und seitenständigen Wirbeln.
Bei Konzertbalalaiken sind 6 saitige Ausführungen die absolute Ausnahme.
DIE AUSWIRKUNG DER SAITENZAHL
AUF DECKE UND HALS DES INSTRUMENTS
Es gilt: je größer die Saitenzahl, desto stärker drücken die Saiten den Steg auf
die Instrumentendecke und desto größer ist die Hebelkraft, mit der der Hals nach oben gedrückt wird. Die hat Auswirkung auf
1. Instrumentendecke
Um ein allzu starkes Durchdrücken der Decke zu verhindern, muß bereits bei
der Bauplanung einer 6-saitigen Balalaika eine stabile Deckenkonstruktion
gewählt werden, z.B.:
Größere Brettdicke
Veränderung der Geometrie der Unterdecken-Babalkung
Vorgespannte, leicht gewölbte Decke
2. Instrumentenhals
Bei starker Saitenspannung tritt eine bei allen Saiteninstrumenten gefürchtete "Krankheit" auf: der Hals krümmt sich nach oben. Im schlimmsten Fall wird das Instrument unspielbar und muss aufwändig repariert werden.
Es gibt Balalaiken (sogar 6-saitige), bei denen der Hals nur stumpf an den Instrumenten-Korpus angeklebt ist.
Es ist schon vorgekommen, dass der Hals bei starker Saitenspannung an der Klebenaht abgebrochen ist.
Symmetrische und asymmetrische Saitenführung
Die Saitenführung ist meist s y m m e t r i s c h , d.h. mit gleichem Abstand der Saiten bzw. Saitenpaare zueinander.
Bei vielen Balalaiken fällt auf, daß mittlere e´-Saite nicht mittig über den Steg läuft, sondern um einige Millimeter von der a-Saite weg- und an die Rand-e-Saite herangerückt ist.
Das ist kein Pfusch des Instrumentenbauers, sondern Absicht.
Die mittlere e´-Saite wird von der a-Saite weggerückt, damit die a´-Saite eine größere Spielfreiheit bekommt und besser "befingert" werden kann. Denn die a-Saite ist die Hauptspielsaite für das Solo-Melodie-Spiel.
Bei der Daumenspielart, dem Pizzicato, und besonders beim schnellen und virtu- osen Doppel-Pizzicato-Spiel ist diese Freiheit der a´- Saite von Vorteil.
Berechnung der Position der mittleren E-Saite
auf dem Saitensteg
Als häufig verwendetes Maß für die asymmetrische Position
der mittleren E-Saite gilt: 2 Fünftel zu 3 Fünftel.
(E1 = äußere E-Saite, E2 = mittlere E-Saite)
Abstand E1 bis E2 = 2 Fünftel der Gesamt-Strecke e1 - a
Abstand E2 bis A = 3 Fünftel der Gesamt-Strecke e1 - a
Beispiel: Ein Steg mit 35 mm Abstand der äußeren Saiten
Der Abstand E1 - A beträgt 35 mm (= 5 Fünftel ) (= 100%).
1 Fünftel = 7 mm (= 20 % der Gesamtstrecke E1 - A ).
Daraus folgt:
E1 bis E2 = 2 Fünftel (40%) der Gesamtstrecke = 14 mm
E2 bis A = 3 Fünftel (60%) der Gesamtstrecke = 21 mm
Diese Formel ist nur eine allgemeine Orientierungsformel.
Geübte Balalaikaspieler legen den Abstand der a´Saite von der mittleren e-Saite individuell fest, wobei es bisweilen um Zehntel Millimeter geht.
Sehr extrem weit weg von der a-Saite hat der ( leider schon verstorbene ) Balalaikavirtuose und -lehrer Pawel Necheporenko die mittlere e-Saite gerückt.
Ihr Abstand von der a-Saite betrug fast das Doppelte des Abstandes von der
e1 - Saite ( also 2 Drittel : 1 Drittel ).
Besonders bei der sechssaitigen Balalaika muß man darauf achten, daß auch die mittleren e´-Saiten noch genügend Abstand von den äußeren e´-Saiten haben, damit sie - trotz des geringen Abstends voneinander - mit der linken Hand sauber gegriffen werden können.
Balalaikavirtuosen spielen selten auf 6-saitigen Instrumenten, sie bevorzugen
die "puristische" Besaitung der Balalaika mit 3 Saiten.
Asymmetrische Saitenführung auf dem Obersattel ?
Eigentlich ist es logisch, dass das Teilungsverhältnis des Saitensteges auch auf den Obersattel übertragen wird. Geschieht dies, so bedeutet das, dass die beiden e-Saiten extrem dicht beieinander liegen, denn der Obersattel hat eine kleinere Länge als der Steg. Die Folge ist, dass die e-Saiten nicht sauber gegriffen werden können (außer von Spielern mit extrem dünnen Fingern).
Ein Saitenabstand von 3,5 cm auf dem Saitensteg entspricht
ein Saitenabstand von ca. 2,3 cm auf dem Obersattel.
Das bedeutet: Bei einem Teilungsverhältnis von 2:3 haben die beiden e-Saiten einen Abstand von nur 9,2 mm.
Wegen der besseren Greifbarkeit der e-Saiten, besonders im schmalen Griffbrettbereich, entscheiden sich viele Balalaikaspieler stets für eine symmetrische Saitenführung auf dem Obersattel.
Das richtige Aufspulen der Saiten auf der Spul-Achse
Fast alle Spulachsen besitzen eine seitliche durchgehende Bohrung, durch die das
Saitenende geführt wird.
Beim Aufspulen ist darauf zu achten, dass die Saite nach unten hin aufgewickelt wird. Dies ist aus 2 Gründen wichtig:
1. Die Hebelwirkung der Saitenzugkraft auf die Spulachse ist bei dieser Spulung am geringsten. Die Spulachse wird nicht seitlich gegen die Führung gedrückt und ist deshalb leichtgängiger. Die Saite ist besser stimmbar.
2. Durch die Spulung nach unten (zum Wirbelbrett hin) wird ein größtmöglicher Anstiegswinkel (Knickwinkel) zum Obersattel bewirkt.
Je größer dieser Winkel, desto fester liegt die Saite auf dem Sattel auf. Das feste Aufliegen der Saite auf dem Obersattel ist die Garantie für einen sauberen Ton.
Knickhalslauten haben einen Knickwinkel von ca. 70 Grad. Das ist sehr effizient.
Bei Balalaiken sind es nur ca. 20 Grad. Das richtige Aufspulen vergrößert diesen Winkel.
Das nachfolgende Bild zeigt eine korrekte Aufspulung der Saiten.
Saitenstrecke und Saitenführung der Balalaika
Bevor die Saiten gestimmt werden, müssen sie auf dem Instrument aufgezogen werden. Besonders bei Verwendung von Saiten-Meterware ist zur Ermittlung der benötigten Saitenlänge die Saitenstrecke exakt zu berechnen.
Saitenstrecke * und Saitenführungselemente der Balalaika:
1. SAITENHALTER
2. Saitenschlaufe zur Aufhängung der Saite am Saitenhalter (*)
3. Sadinka-Saitenstrecke (bei Subkontrabassbalalaiken bis 5 cm!) (*)
4. UNTERSATTEL
5. Saitenstrecke Untersattel - Steg (Untere "Totmensur") (*)
6. SAITENSTEG (BRÜCKE, PODSTAWKA)
7. Korpusmensur (*)
8. Halsmensur (*) 7+8 zusammen ergeben die Gesamt-Mensur
9. OBERSATTEL
10. Wirbelbrettmensur ( Saitenstrecke über dem Wirbelbrett ) (*)
11. Saitenwirbel
12. Aufspul-Länge der Saite auf dem Saitenwirbel (*)
(Für die Aufspul-Länge müssen einkalkuliert werden ca. 10 cm +/-)
Zum Saitenverlauf gehören:
4 Saiten-Teilstrecken. (Exakt sind es 7 = * * * * * * * * )
5 Saitenführungs-Elemente (Halter, Untersattel, Steg, Obersattel, Spule)
Beispiele:
Prim-Balalaika (Mensur 44 cm) und Kontrabass-Balalaika (Mensur 110cm)
Die Saitenschlaufe
Die Skizzen oben und unten beziehen sich auf fertig hergestellte Saiten, wie sie im Handel erhältlich sind: der Saitenanfang ist bereits mit einer Schlaufe versehen.
Das in den Skizzen eingetragene Zentimetermaß ( 3 bzw. 5 cm ) ist die Länge des Schlaufen-Öhrs (= Durchmesser der Schlaufe), sie berücksichtigt nicht die größere Länge des Schlaufen-Umfangs!
Saitendraht vom Meter
Bei Saitendraht vom Meter muss die Schlaufe selber hergestellt werden. Das heißt: zu den oben (und unten) angegebenen Maßen muß noch eine zusätzliche Schlaufen-Drahtlänge hinzugerechnet werden.
Beispiel für eine Prim-Balalaika- Saitenschlaufe ( Metall )
Saitenstift-Durchmesser: 6 mm
Saitenstärke: 0,4 mm
2 cm = Schlaufen-Umfang
3 cm = Umspinnungslänge für 20 Umwindungen
5 cm = Benötigte Gesamt-Länge für eine selbst hergestellte Schlaufe
Die in der Skizze eingetragenen 3 cm berücksichtigen nur den Saitenstift-Durchmesser von 6 mm.
Es müssen also zusätzlich noch 4,4 cm Saitendrahtlänge hinzu-addiert werden !
Probleme mit den nicht klingenden Saitenstrecken
("Totmensuren")
Die Saitenstrecken, die nicht klingen dürfen, d.h. die keine eigenen Schwingungen erzeugen sollen, sind:
1. Der weggegriffene Teil der klingenden Gesamtmensur.
2. Die untere "Totmensur"
3. Die obere "Totmensur"
Saitenverkürzung durch Weggreifen ("Klangtot-Machen")
eines bestimmten Saitenabschnitts zwischen Obersattel und Bund
Vibrating lengt of string - mute length of string
Das Leben der Balalaika, d.h. ihr lebendiger Klang wird hervorgebracht durch das Spiel auf der klingenden Mensur-Strecke der Saiten zwischen Obersattel
(Null-Bund) und Saitensteg.
Entweder werden die Leersaiten angeschlagen: dann schwingt die Gesamt-Mensur, also die gesamte Saitenlänge zwischen Obersattel und Steg.
Oder der Spieler verkürzt die Saiten durch Greifen: dann schwingt nur ein Teil der Gesamtmensur; der weggegriffene Teil der Saite zwischen Obersattel und Bund wird schwingungsmäßig "tot"-gestellt.
Beispiel: Die Quarte (= Verkürzung der Saite um ein Viertel)
Bei einer Quarte (Griff vor dem 5.Bund) wird ein Viertel der Saitenlänge "tot" gestellt. Es schwingt nur die Dreiviertel-Länge der Saite.
Nur die Schwingung dieser Saitenlänge ist gewollt. Andere Saitenstrecken dürfen nicht mitschwingen. Tun sie das dennnoch und produzieren unerwünschte Töne, dann ist unter Umständen das Klangbild des Instruments zerstört.
Die untere Totmensur (mute length of string)
Die "tote" (schweigende) Saitenmensur zwischen Steg und Untersattel
Geistertöne
Die Schwingungen der Saite werden durch den Steg auf die Decke übertragen.
Die schwingende Decke wiederum wirkt zurück auf den Steg.
Dadurch kann es vorkommen, dass auch der "Tot-Bereich" der Saitenstrecke zwischen Steg und Untersattel zum Schwingen angeregt wird und ungewollte Töne produziert.
Das untere Saitenfeld soll ein "Friedhofsfeld" sein. Hier soll Grabesruhe herrschen. Bisweilen jedoch entstehen hier sog. Geistertöne, die äußerst störend sind.
Die Totmensurschwingungen können auch Interferenzen hervorrufen, die den reinen Klang der "lebendigen Saiten" dämpfen oder auslöschen.
Totenhemdchen
Manche Spieler umwickeln deshalb alle drei Saiten der Totmensur mit dünnem Textil ("Totenhemdchen") oder Watte. Diese Maßnahme hat sogar noch einen weiteren positiven Nebeneffekt zur Folge:
der Handballen des Spielers, den er beim Vibratospiel auf die Totmensur drückt, wird durch diese Polsterung geschützt und braucht keine Druckstellen mehr zu befürchten.
Nachteil:
Diese Umkleidung mit diversen "Totenlinnen" sieht nicht gerade ästhetisch aus.
Geistertöne von der Totmensur über dem Wirbelbrett ?
Die "Totmensur" auf der Kopfplatte (Wirbelbrett) zwischen Obersattel und Saitenspulen verursacht erfahrungsgemäß wegen ihrer geringen Länge keine "Geistertöne" oder andere klanglich gravierenden Störungen.
Jedenfalls sind sie nicht hörbar und deshalb vernachlässigbar.
1.9.3. DIE SAITENSTÄRKE
Welche Saitenstärke haben die e- und die a-Saite der Prim-Balalaika?
Bei gekauften Saitensätzen verschiedener Fabrikate gibt es erhebliche Unterschiede. Zum Beispiel kann die a- Saite eines gekauften Saitensatzes 0,2 mm dünn sein, aber auch 0,28 mm oder sogar 0,3 mm.
Auch die Stärke der e-Saite schwankt zwischen 0,25 mm und 0,4 mm.
Es sind jedesmal Saitensätze für ein und dieselbe Balalaika-Größe, nämlich für eine PRIM-BALALAIKA, aber jeder Hersteller hat eine eigene Saiten-Philosophie. Auch wird jedesmal eine andere Mensur zugrunde gelegt: Prim-Balalaiken haben Mensuren zwischen 42 und 46 cm. Auf der Saitenverpackung wird aber nicht angegeben, für wlche Mensur die Saitendicke berechnet ist.
Welche Saiten sind aber nun besser? Dünne oder dicke?
Hier hilft nur eines: Ausprobieren !
Nachfolgend eine Zusammenstellung der Saitenstärken von Prim-Balalaiken, so wie sie in der Praxis vorkommen.
Die Maße gelten für
a- Saiten Metall (Stahlsaiten, blank)
und
e- Saiten Metall (Stahlsaiten, blank).
Maßangaben in Zehntel Millimeter.
Prim-Balalaika Besaitung 1 : a = 20 e = 25
Prim-Balalaika Besaitung 2 : a = 23 e = 28
Prim-Balalaika Besaitung 3 : a = 23 e = 30
Prim-Balalaika Besaitung 4 : a = 25 e = 28
Prim-Balalaika Besaitung 5 : a = 25 e = 30
Prim-Balalaika Besaitung 6 : a = 28 e = 35
Prim-Balalaika Besaitung 7 : a = 30 e = 40
Eine tabellarische Zusammenstellung mit gemischter Besaitung, d.h.
a = Stahl, blank
e = Darm oder "Sint" (= Synthetik, z.B. Nylon) ist geplant.
1.9.4. Das Saiten-Material
Die Prim-Balalaika, also die am meisten verbreitete und am häufigsten gespielte Balalaika, verwendet heute in der Regel Metallsaiten (Stahl oder verschiedene Legierungen) für a l l e Saiten ( a und e-Saiten).
Traditionell aber sind die beiden e-Saiten Darmsaiten. (Heute oft, wie bei vielen anderen Instrumenten, die früher auch Darmsaiten verwendet haben, durch Nylon ersetzt).
Die meisten Balalaiken heute sind total stahlbesaitet.
Dies garantiert eine gleichbleibende homogene Klangfarbe, wenn der Spielfinger während des Spiels von der a-Saite zur e-Saite und umgekehrt wechselt.
Es gibt aber auch Balalaiken, die gemischt besaitet sind: viele schwören darauf, dass diese Kombination von "Darm-E" und "Stahl-A" den echten und wahren Balalaika-Klang hervorbringe.
De gustibus non disputantur. Es kommt auf den Balalaikaspieler an, welche Klangfarbe (homogen oder gebrochen) er bevorzugt.
1.9.5. Die Saitenlänge
Probleme gibt es bei der Beschaffung von Saiten für Subkontrabassbalalaiken.
Der Saitensatz von Pyramid für eine Mensur von 110-120 cm ist zwar preiswert,
aber die Saiten sind mit einer Länge von 1,60 cm viel zu kurz !
Eine 110er Mensur braucht Saiten, die 1,70 lang sind. (Die Saitenstrecke der längsten Saite beträgt hier 1,65m. Plus 5cm Aufspullänge)
1.9.6. Der Saitenkauf
Balalaika-Saiten gibt es bei www.schneidermusik.de
Saitendraht vom Meter: www.musikkeller.de
www.pianelli.de
www.pianosupply.de
Dies soll keine Werbung sein sondern nur Hilfe. Ich erhalte keine Provision oder andere finanzielle Vorteile bei den genannten Händlern.
Viele andere Shops (Thomann u.s.w.) bieten ebenfalls Balalaikasaiten an. Bitte, googeln!
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